Volltext: Produktionszwang und Produktionsförderung in der Landwirtschaft [Heft 5]

tauschen Eigenschaften verschieden beanspruchen. ES gibt Pflanzen, 
die andauernd gebaut werden können, allerdings in unserem Klima 
eine Seltenheit; andere, deren der Boden bald „müde" wird. Die 
Hackfrüchte, also vor allem Rüben und Kartoffeln, die eine besonders 
gesteigerte Bodenbearbeitung während der Reifezeit verlangen, hinter 
lassen den Boden dafür auch in einem Zustande, der ihn für das 
Gedeihen der nachfolgenden Halmfrüchte besonders geeignet macht; 
ebenso wirkt der Wechsel zwischen Halm- und Blattfrüchten wohl 
tätig wegen der verschiedenen Ansprüche, die sie an die Bodenkräfte 
stellen. Diese Wechselwirkung der Pflanzen ist seit den ältesten 
Zeiten bekannt und hat zu Anbauplänen, eben den sogenannten 
„Fruchtfolgen" geführt, die in der Gegenwart außerordentlich ver 
feinert sind, und bei denen selbstverständlich zuerst die natürliche 
Bodenbeschaffenheit in Rechnung gestellt werden muß. Der Land 
wirt ist also bei einer etwa beabsichtigten Änderung der Fruchtfolgc 
keineswegs frei, sondern muß auf Vor- und Nachfrucht ebenso Rück 
sicht nehmen wie auf das, was der Boden überhaupt hergibt, und was 
das Vieh verlangt. 
In sehr vielen Fällen wird der Betrieb dadurch noch ver 
wickelter, daß der land- und viehwirtschaftlichen Produktion 
weiter verarbeitende Betriebe angegliedert sind. 
Diese, von denen die wichtigsten Brennerei, Brauerei, Zuckerfabrik 
und Molkerei sind, stehen nun wieder nicht bloß in einem rechnungs 
mäßigen, sondern im organischen Zusammenhang mit dem Haupt 
betriebe, indem ihre Rückstände (Schlempe, Melasse, Magermilch usw.) 
ein vortreffliches Viehfutter sind, das namentlich für Mästungs- 
zwecke unersetzlich ist. Umgekehrt ist die Ausnutzung der gewerb 
lichen Betriebe nur bei ganz darauf zugeschnittener Ausgestaltung 
der landwirtschaftlichen Erzeugung möglich. 
Es liegt nun ferner keineswegs so, daß die 
pflanzlichen Erzeugnisse sich glatt in „Nur 
futter" und „N u r n a h r u n g" teilen ließen. Einzelne 
Produkte, die regelmäßig als Futter verwendet werden wie Hafer 
und Gerste, können ebensogut der menschlichen Ernährung dienen, 
wie umgekehrt das Vieh auch den gemeinhin als „Brotgetreide" be 
zeichneten Roggen und Weizen ohne weiteres annimmt. Andere 
Produkte, wie z. B. die Kartoffeln, sind schon ihrer ersten Be 
stimmung gemäß zugleich Nahrung, Futter und Rohstoff für ge 
werbliche Weiterverarbeitung. Im regelmäßigen Verlauf der Dinge 
werden die besseren Sorten und Mengen des Roggens, der Kar 
toffeln usw. dem Menschen vorbehalten, und das Vieh muß sich mit dem
	        
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