Full text: Produktionszwang und Produktionsförderung in der Landwirtschaft [Heft 5]

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wurden für jeden Kreis sieben verschiedene Kulturarteu unter 
schieden, für jede von diesen konnten wieder bis zu acht Bonitäts 
klassen gebildet werden. Dabei ist diese Einschätzung verhältnis 
mäßig roh und trifft jedenfalls nur die äußersten Umriffe. Der 
Landwirt kennt aus der langjährigen hingebenden Beschäftigung mit 
seinem Boden die Eigentümlichkeit eines jeden Stückchens und dessen 
Eignung für bestimmte Kulturen, die übrigens nicht wenig auch durch 
die vorher gebaute Frucht beeinflußt wird. Zwischen dem schweren 
Rüben- oder Weizenboden an einein Ende bis zum Heideland aus 
dem anderen ist eine unendlich abgestufte Stufenleiter vorhanden, 
während in der Industrie eine Maschine gleich der anderen ist, ob 
sie in Eßlingen steht oder in Kattowitz. Diese natürlichen 
Verschiedenheiten des Bodens sind durch die 
Kultur noch vermehrt und w erden deshalb durch 
jede Änderung dieser Bedingungen aufs emp 
findlichste berührt. Wenn die Wässerungsanlagen der 
Kunstwiesen nicht in Ordnung gehalten werden können, wenn man 
dem leichten Boden des Ostens nicht genügend Kunstdünger zuführen 
kann, äußert sich die Rückwirkung davon noch stärker wie auf den aus 
sich reicheren Böden des Westens oder auf den Naturwiesen. Da nun 
als Kriegsfolge Störungen dieser Art häufiger eintreten als im 
Frieden, ist die Behandlung des Bodens jetzt noch schwieriger als. 
je vorher. 
Der Kampf mit der Laune und der Unbeständigkeit der Natur 
gewalten ist jedoch nicht der einzige tiefgreifende Unterschied, der die 
landwirtschaftliche Produktion von der industriellen trennt. Die 
gewerbliche Erzeugung ist durchweg auf dem Grundsatz der 
Arbeitsteilung aufgebaut. Jede Fabrik, jeder Handwerker, 
aber auch jeder Kaufmann hat seine „Spezialität". Darauf ist 
alles eingestellt: die Technik, die Ausbildung und die Erfahrung des 
Leiters, die Leistung der Arbeiter. Es gibt, besonders in Amerika, 
Fabriken, die überhaupt nur eine oder zwei Maschinen herstellen. 
Die Einarbeitung auf ein ganz bestimmtes eng umgrenztes Gebiet 
der Betätigung ist in der nichtlandwirtschaftlichen Erzeugung die 1 
Regel, und gerade aus dieser weitgehenden Arbeitsteilung ergibt sich 
die Leistungssteigerung. Wer nichts herstellt als Schuhe oder Knöpfe 
oder wer nur mit Kaffee handelt, gewinnt in diesen Dingen eine 
Fertigkeit, die ihn vielleicht einseitig, jedenfalls aber im höchsten 
Grade leistungsfähig macht. Zwar gibt es auch in der Industrie 
„gemischte" Betriebe, und namentlich für die moderne Schwer 
industrie ist die Zusammenfassung sich ergänzender Produktions-
	        
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