Full text: Produktionszwang und Produktionsförderung in der Landwirtschaft [Heft 5]

l 
I. produktionszwang und Produktionsförderung. 
Die Abschneidung der gewohnten Zufuhren hat das deutsche 
Volk gezwungen, seine Ernährung so gut wie ganz auf die heimische 
Grundlage zu stellen. Der Verbrauch von Nahrungsmitteln ging 
jedoch im Frieden beträchtlich über den Umfang der Eigenerzeugung 
hinaus; zudem ist der Landwirtschaft im Kriege auch die Aufgabe 
erwachsen, stärker als bisher Rohstoffe für gewerbliche Weiter 
verarbeitung zu liefern. So entstand das bekannte Mißverhältnis 
zwischen Nahrungsmittel-Angebot und -Nachfrage, das seit den ersten 
Kriegswochen zu mannigfachen gesetzgeberischen und Verwaltungs 
Maßnahmen geführt hat. Diese Maßnahmen, als deren wichtigste 
Höchstpreise, staatliche Bewirtschaftung der Vorräte und Rationierung 
anzusehen sind, und die jetzt ihre einheitliche Richtung durch das 
Kriegsernährungsamt empfangen, haben etwas Gemeinsames: sie 
nehmen sämtlich die Erzeugung als eine gegebene Größe hin und 
suchen ihr den Verbrauch anzupassen. 
Selbstverständlich lies daneben auch eine Einwirkung auf 
die Produktion her. Die Landesregierungen und ihre Ver 
treter, in Preußen das Landwirtschastsministerium, die Selbst- 
verwaltungsverbände der Landwirte mit den Landwirtschaftskammern 
an der Spitze, die Landwirtschastslehrer und die landwirtschaftliche 
Presse, die landwirtschaftlichen Genossenschaften, alle übten pflicht 
gemäß in Fortsetzung ihrer Friedenstätigkeit den strengeren Anforde 
rungen der Kriegszeit gemäß ihren mächtigen Einfluß in der Richtung 
der Aufrechterhaltung, Anpassung und Hebung der landwirtschaft 
lichen Produktion aus. Auch die Kriegswirtschafts-Gesetzgebung wie 
das Kriegsernährungsamt haben die Produktionsfrage keineswegs 
außer Acht gelassen, wie noch zu zeigen sein wird, aber die Verbrauchs 
regelung war doch das Maßgebende. 
Die mannigfachen Ernährungsschwierigkeiten, wie sie sich seit 
dem zweiten Kriegsjahre immer deutlicher zeigten, legten den Ge 
danken nahe, die Produktion mit allen Mitteln z n
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.