Volltext: Die Kriegführung im Sommer und Herbst 1917. Die Ereignisse außerhalb der Westfront bis November 1918. (13. 1942)

162 
Der Krieg Im Osten. Gegenoffensive In Ostgalizien. 
14.3«h. Unterdessen war der Oberbefehlshaber Ost mit seinem engeren 
Stabe bereits am 14. Juli in Zloczow eingetroffen, um bei dem fast aus¬ 
schließlich von deutschen Truppen zu führenden Angriff „an Ort und Stelle 
eingreifen zu können, falls dies erforderlich werden sollte"1). Dadurch war 
allerdings das weiter rückwärts liegende österreichisch-ungarische Heeres¬ 
gruppen- und zugleich Armee-Kommando Böhm-Ermolli im wesentlichen 
ausgeschaltet, doch wurde versucht, diesen Mißstand durch Innehaltung des 
Befehlsweges soweit als möglich zu mildern, denn der Oberbefehlshaber 
wie sein Chef des Generalstabes gehörten gerade zu denjenigen österreichisch¬ 
ungarischen Generalen, die sich „dem deutschen Oberbefehl verständnisvoll 
und einsichtig unterstellt hatten und mit denen ein durchaus erfreuliches, 
auf gegenseitigem Vertrauen beruhendes Zusammenarbeiten bestand"1). 
Hinsichtlich der operativen Ausnutzung des erwarteten Angriffs¬ 
erfolges gingen die Hoffnungen der Obersten Heeresleitung weiter 
als die des Oberbefehlshabers Ost. Sie hatte von Haus aus die Linie 
Czernowitz—Tarnopol als Ziel gesetzt und hoffte — je nachdem, wie die 
russischen Truppen sich schlagen würden — aus eine noch weiter reichende 
Operation. Der Oberbefehlshaber Ost dagegen sah die Vorbedin¬ 
gungen für so weitgesteckte Ziele nicht als gegeben an; Zahl und Stoßkraft 
der Truppen, ihre Ausstattung mit Fuhrpark und die Eisenbahnverhält¬ 
nisse würden dafür nicht ausreichen, es sei denn, daß der Gegner sich nicht 
mehr schlage und den Kampf aufgebe. Darauf glaubte aber der Ober¬ 
befehlshaber Ost nach den Eindrücken, die er unmittelbar vorher von den 
russischen Truppen gewonnen hatte, nicht rechnen zu dürfen. So faßte 
er, in voller Übereinstimmung mit der Auffassung des Generalkommandos 
Winckler, nur ein Aufrollen der russischen Front aus dem Abschnitt Zloczow 
nach Süden ins Auge, wobei der Seret das Vorgehen nach Osten begrenzen 
sollte. Tarnopol, das durch einen See geschützt, schon jenseits des Seret 
liegt, konnte „vielleicht" durch östlich des Flusses vorgehende Heeres- 
kavallerie genommen werden. Im übrigen war das Streben, alle Kraft 
westlich des Seret zum Stoß nach Süden zusammenzuhalten. Im Sinne 
der Auffassung des Oberbefehlshabers Ost hatte der bei ihm eingesetzte 
Verbindungsoffizier, Major Freiherr von dem Bussche, am 9. Juli an die 
Oberste Heeresleitung gemeldet^). General Ludendorff versah die Mel- 
x) Hoffmann: „Aufzeichnungen", II, S. 179. 
*) Mitteilung des Obst. Brinckmann vom Juli 1929. 
8) Über den Gedankenaustausch zwischen O. H. L. und O. B. Oft geben die Akten 
keinerlei Aufschluß i er hat offenbar nur am Fernsprecher stattgefunden. Maj. von dem 
Bussche hat seine Meldung noch beim Abschnitt Zloczow abgesandt, während der O. B. Oft 
in Brest weilte. Er gab aber offenbar dessen Auffassung wieder; denn hätte sich diese mit 
dem Gemeldeten nicht gedeckt, so würde er das zum Ausdruck gebracht haben.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.