162 Der Krieg Im Osten. Gegenoffensive In Ostgalizien. 14.3«h. Unterdessen war der Oberbefehlshaber Ost mit seinem engeren Stabe bereits am 14. Juli in Zloczow eingetroffen, um bei dem fast aus¬ schließlich von deutschen Truppen zu führenden Angriff „an Ort und Stelle eingreifen zu können, falls dies erforderlich werden sollte"1). Dadurch war allerdings das weiter rückwärts liegende österreichisch-ungarische Heeres¬ gruppen- und zugleich Armee-Kommando Böhm-Ermolli im wesentlichen ausgeschaltet, doch wurde versucht, diesen Mißstand durch Innehaltung des Befehlsweges soweit als möglich zu mildern, denn der Oberbefehlshaber wie sein Chef des Generalstabes gehörten gerade zu denjenigen österreichisch¬ ungarischen Generalen, die sich „dem deutschen Oberbefehl verständnisvoll und einsichtig unterstellt hatten und mit denen ein durchaus erfreuliches, auf gegenseitigem Vertrauen beruhendes Zusammenarbeiten bestand"1). Hinsichtlich der operativen Ausnutzung des erwarteten Angriffs¬ erfolges gingen die Hoffnungen der Obersten Heeresleitung weiter als die des Oberbefehlshabers Ost. Sie hatte von Haus aus die Linie Czernowitz—Tarnopol als Ziel gesetzt und hoffte — je nachdem, wie die russischen Truppen sich schlagen würden — aus eine noch weiter reichende Operation. Der Oberbefehlshaber Ost dagegen sah die Vorbedin¬ gungen für so weitgesteckte Ziele nicht als gegeben an; Zahl und Stoßkraft der Truppen, ihre Ausstattung mit Fuhrpark und die Eisenbahnverhält¬ nisse würden dafür nicht ausreichen, es sei denn, daß der Gegner sich nicht mehr schlage und den Kampf aufgebe. Darauf glaubte aber der Ober¬ befehlshaber Ost nach den Eindrücken, die er unmittelbar vorher von den russischen Truppen gewonnen hatte, nicht rechnen zu dürfen. So faßte er, in voller Übereinstimmung mit der Auffassung des Generalkommandos Winckler, nur ein Aufrollen der russischen Front aus dem Abschnitt Zloczow nach Süden ins Auge, wobei der Seret das Vorgehen nach Osten begrenzen sollte. Tarnopol, das durch einen See geschützt, schon jenseits des Seret liegt, konnte „vielleicht" durch östlich des Flusses vorgehende Heeres- kavallerie genommen werden. Im übrigen war das Streben, alle Kraft westlich des Seret zum Stoß nach Süden zusammenzuhalten. Im Sinne der Auffassung des Oberbefehlshabers Ost hatte der bei ihm eingesetzte Verbindungsoffizier, Major Freiherr von dem Bussche, am 9. Juli an die Oberste Heeresleitung gemeldet^). General Ludendorff versah die Mel- x) Hoffmann: „Aufzeichnungen", II, S. 179. *) Mitteilung des Obst. Brinckmann vom Juli 1929. 8) Über den Gedankenaustausch zwischen O. H. L. und O. B. Oft geben die Akten keinerlei Aufschluß i er hat offenbar nur am Fernsprecher stattgefunden. Maj. von dem Bussche hat seine Meldung noch beim Abschnitt Zloczow abgesandt, während der O. B. Oft in Brest weilte. Er gab aber offenbar dessen Auffassung wieder; denn hätte sich diese mit dem Gemeldeten nicht gedeckt, so würde er das zum Ausdruck gebracht haben.