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Die Operation des Oberbefehlshabers Ost gegen Wilna.
28. August.
29. und
30. August.
Behauptung der Linie vom Narew bei der Narewka-Mündung bis zur
See obliegen wird. Ob die Anlehnung an die See im Rigaer Busen oder
bei Libau erfolgt, bleibt überlassen. Der Vau einer entsprechenden Feld¬
stellung ist einzuleiten, mit dem Ausbau der Njemen-Festungen baldigst
zu beginnen... Allen Heeresgruppen wird besondere Bestimmung darüber
zugehen, welche Heeresteile sie demnächst zu anderweitiger Verwendung
abzugeben haben werden."
Dieser Befehl, der beim O be rb e f ehl sh aber O st am 28. August
einging, gab ihm die langersehnte Möglichkeit, die Operation
gegen denrussischen Nordflügel mit vermehrten Kräften und
größtem Nachdruck weiterzuführen. Dazu war er denn auch sofort ent¬
schlossen. Gegenüber den Aussichten, die sich hierbei auch seht noch zu
bieten schienen, mußte seines Erachtens die Rücksicht auf eine Stellung
zurücktreten, die später einmal, „sobald es die allgemeine Lage erfordere",
dauernd gehalten werden sollte. Da auch die Heeresgruppe Prinz Leo¬
pold Vorgehen bis an den Ostrand des Forstes von Vialowiez für nötig
hielt und die Verfolgung daher noch bis Pruzana—Wolkowysk fortsetzen
wollte, fand zwischen beiden Kommandobehörden ein Meinungsaustausch
am Fernsprecher statt. „Es besteht Unklarheit darüber", so heißt es im
Kriegstagebuch des Oberbefehlshabers Ost, „ob die befohlene Verteidi¬
gungslinie eine rückwärtige Stellung sein soll oder ob später in diese
Linie wieder zurück gegangen werden soll. Zunächst bleiben die Gruppen
Leopold und Hindenburg im Vormarsch." Vielleicht werde der Erfolg der
Heeresgruppe Hindenburg neue Gesichtspunkte geben. Da der rechte Flügel
der 12. Armee von der Obersten Heeresleitung auf Siemienowka, also nach
Nordosten, angesetzt war1), hielt der Oberbefehlshaber Ost jetzt eine wesent¬
liche Verstärkung der 10. Armee für möglich, und es schien ihm unbedenklich,
sie aus der 12. Armee zu nehmen, da diese meldete, ihr Vormarsch sei „ledig¬
lich durch Verpflegungsschwierigkeiten aufgehalten; es sei daher unmöglich,
zunächst weiter vorwärtszukommen".
Am 29. August wurde folgender Heeresgruppen-Befehl
erlassen: „Ein Vorstoß deutscher Kräfte östlich des Forstes Vialowiez von
Pruzana in Richtung Slonim wird von der Obersten Heeresleitung er¬
wogen; 9. Armee geht durch genannten Forst vor. — 12. und 8. Armee
folgen dem Feind möglichst dicht; 12. Armee im Vormarschstreifen Swislocz
—Indura, bis zur Überwindung ihrer Verpflegungsschwierigkeiten jeden¬
falls mit Vorhuten. Cs sind Vorbereitungen zu treffen, daß die Gros dem¬
nächst in großen Märschen folgen können. 8. Armee greift Grodno an;
i) Befehl vom 25. August (©. 367).