490 Die Operation des Oberbefehlshabers Ost gegen Wilna. 28. August. 29. und 30. August. Behauptung der Linie vom Narew bei der Narewka-Mündung bis zur See obliegen wird. Ob die Anlehnung an die See im Rigaer Busen oder bei Libau erfolgt, bleibt überlassen. Der Vau einer entsprechenden Feld¬ stellung ist einzuleiten, mit dem Ausbau der Njemen-Festungen baldigst zu beginnen... Allen Heeresgruppen wird besondere Bestimmung darüber zugehen, welche Heeresteile sie demnächst zu anderweitiger Verwendung abzugeben haben werden." Dieser Befehl, der beim O be rb e f ehl sh aber O st am 28. August einging, gab ihm die langersehnte Möglichkeit, die Operation gegen denrussischen Nordflügel mit vermehrten Kräften und größtem Nachdruck weiterzuführen. Dazu war er denn auch sofort ent¬ schlossen. Gegenüber den Aussichten, die sich hierbei auch seht noch zu bieten schienen, mußte seines Erachtens die Rücksicht auf eine Stellung zurücktreten, die später einmal, „sobald es die allgemeine Lage erfordere", dauernd gehalten werden sollte. Da auch die Heeresgruppe Prinz Leo¬ pold Vorgehen bis an den Ostrand des Forstes von Vialowiez für nötig hielt und die Verfolgung daher noch bis Pruzana—Wolkowysk fortsetzen wollte, fand zwischen beiden Kommandobehörden ein Meinungsaustausch am Fernsprecher statt. „Es besteht Unklarheit darüber", so heißt es im Kriegstagebuch des Oberbefehlshabers Ost, „ob die befohlene Verteidi¬ gungslinie eine rückwärtige Stellung sein soll oder ob später in diese Linie wieder zurück gegangen werden soll. Zunächst bleiben die Gruppen Leopold und Hindenburg im Vormarsch." Vielleicht werde der Erfolg der Heeresgruppe Hindenburg neue Gesichtspunkte geben. Da der rechte Flügel der 12. Armee von der Obersten Heeresleitung auf Siemienowka, also nach Nordosten, angesetzt war1), hielt der Oberbefehlshaber Ost jetzt eine wesent¬ liche Verstärkung der 10. Armee für möglich, und es schien ihm unbedenklich, sie aus der 12. Armee zu nehmen, da diese meldete, ihr Vormarsch sei „ledig¬ lich durch Verpflegungsschwierigkeiten aufgehalten; es sei daher unmöglich, zunächst weiter vorwärtszukommen". Am 29. August wurde folgender Heeresgruppen-Befehl erlassen: „Ein Vorstoß deutscher Kräfte östlich des Forstes Vialowiez von Pruzana in Richtung Slonim wird von der Obersten Heeresleitung er¬ wogen; 9. Armee geht durch genannten Forst vor. — 12. und 8. Armee folgen dem Feind möglichst dicht; 12. Armee im Vormarschstreifen Swislocz —Indura, bis zur Überwindung ihrer Verpflegungsschwierigkeiten jeden¬ falls mit Vorhuten. Cs sind Vorbereitungen zu treffen, daß die Gros dem¬ nächst in großen Märschen folgen können. 8. Armee greift Grodno an; i) Befehl vom 25. August (©. 367).