Volltext: Die Operationen des Jahres 1915 ; [2]. Die Ereignisse im Westen im Frühjahr und Sommer, im Osten vom Frühjahr bis zum Jahresschluß (8. 1932)

542 Der Angriff des Oberbefehlshabers Ost gegen die russische Narew-Front. 
>.Z«n. stabschef unmittelbar nach seiner Rückkehr vom westlichen Kriegsschauplatz 
die Entscheidung des Kaisers ein. Vor knapp einer Woche, am 
24. Juli, hatte er ihm die Absicht vorgetragen, die Festungen Iwangorod, 
Warschau, Rowogeorgiewsk „mit abzuschließen, aber sonst der zurück-' 
weichenden, russischen Armee nachzujagen, um sie zu vernichten, ehe sie den 
Vug überschreitet'"). Inzwischen war am 29. Juli der Weichsel-Übergang 
der Armee-Abteilung Woyrsch geglückt, und gleichzeitig hatte die Heeres¬ 
gruppe Mackensen ihre Offensive nach mehrtägiger Pause mit einem be¬ 
trächtlichen Anfangserfolge wieder ausgenommen. So konnte General 
von Falkenhayn jetzt darauf hinweisen, daß der Oberbefehlshaber Ost bei 
der Beurteilung der Schwierigkeiten dieser beiden Heeresteile von unzu¬ 
treffenden Voraussetzungen ausgegangen sei. Die erfreuliche Wendung auf 
dem südlichen Teile des polnischen Kriegsschauplatzes hatte aber auch wieder 
die Hoffnung in ihm belebt, auf dem eingeschlagenen Wege noch einen großen 
Erfolg zu erringen. Cr glaubte nicht, daß sich die Russen durch baldigen 
Rückzug auf die Linie Brest—Vialystok der Schlachtentscheidung entziehen 
würden. Die darauf bezügliche Stelle im Schreiben des Generalfeldmar- 
schalls versah er mit der Randbemerkung: „Vorher müssen die Russen ge¬ 
schlagen sein, ehe sie sich dazu entschließen." 
Der Kaiser stimmte den Vorschlägen seines Generalstabschefs zu. 
Das Schreiben, in dem dieser dem Oberbefehlshaber Ost von der Entschei¬ 
dung Kenntnis gab, enthielt aber zum ersten Male auch ein gewisses Zuge- 
ständnis an den operativen Grundgedanken, den dieser seit der Besprechung 
in Posen am 2. Juli mit ständig gesteigertem Nachdruck vertreten hatte. 
General von Falkenhayn gab zu, daß es an sich zweifellos höchst wün¬ 
schenswert sei, mit einer starken Armee am mittleren Rj einen zur 
Offensive zu schreiten, fuhr dann aber fort: „Zeit und Raum machen es 
aber leider unmöglich, diese Armee aus Abgaben von Woyrsch und 
Mackensen so zu bilden, daß der Feind nicht unschwer rechtzeitig Gegen¬ 
maßregeln treffen könnte. Eine sichere Folge wäre das Festlegen unserer 
gesamten jetzt hier eingesetzten Kräfte bis in den Winter hinein. Dies 
muß jedoch unter allen Umständen vermieden werden. Cs bleibt also nur 
übrig, die Niederwerfung des Gegners durch kräftigste Fortführung der im 
9 Tagebuchaufzeichnung des Generalobersten von Plessen, der hinzugefügt hatte: 
„Diese Absicht wird uns, fürchte ich, nicht mehr gelingen, da der Abmarsch rechtzeitig 
begonnen, sehr geschickt ausgeführt wird. Mit dieser Lage verschlechtert sich unsere 
Sache sehr, da wir den hinter dem Bug gesammelten Kräften gegenüber mehr stehen 
lassen müssen, als wir wünschten, in Anbetracht der dringenden Rot, mit viel 
Armeekorps nach dem Westen zu eilen." Tatsächlich wies die Lage im Westen so 
dringende Rot damals allerdings nicht auf (S. 99 f.).
	        
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