Volltext: Der Sammler 17. jahrg. 1921 (1921)

und ein Feld mit Kornmandeln. Der Druck ist 
ebenso fein gehalten wie die Motive gewählt. 
St. Roman ist in seinem Notgelde eigen 
artig. Die stilisierten Forellen, welche den in 
tafelform gehaltenen Gemeindebeschluß um 
schwärmen, auf schwarzem Grund, geben ein 
außerordentlich lebhaftes, eigenartiges und künst 
lerisch wirkendes Bild. Die Rückseiten bringen 
folgende Verse: 
Notgeldschein, flieg in die Welt hinein, 
Wenn die Umlaufzeit ist aus, 
Kehre du nicht mehr nach Haus, 
Denn die Kassen die sind leer. 
Liebes Notgeld komm nicht mehr. 
Der 20-Hellerschein unterstützt den obigen Wunsch 
in folgenden Zeilen: 
Gedanken sän zollfrei, dös sell is schon wahr, 
Aba bössa nu is, du denkst nix dös ganz Jahr', 
Vüll bössa, du denkst auf den Einlöstag nöt, 
Kams Notgeld all's z'ruck, wars für d'Gmeinde 
schon z'blöd. 
Schließlich ist auch der 60-Hellerschein nicht ohne 
Reim ausgegangen — er prophezeit uns: 
Die Welt ist jetzt so aufgeklärt 
Als wie der Stiefel umgekehrt 
Und wenn es einmal besser werd. 
Dann kommt der Absatz auf die Erd. 
St. Willibald hat 10-, 20- und 50-Heller- 
Gutscheine, größeren Formates als die übrigen. 
Tut uns die Rückseite nur den Gemeindebeschluß 
kund, so ist dafür die Vorderseite desto anregen 
der und erzählender. Sie teilt sich in zwei un 
gleiche Teile. Der größere zeigt im langgezogenen 
Oval die Salät-ReichSstraßen und den Landes 
graben, einstens die Grenze zwischen Churbayern 
und Oesterreich, drei Galgen sprechen ihre Sprache. 
Dieselben finden in dem kolorierten Teil des Bildes 
eine genauere Darstellung und Beschreibung. So 
geschichtlich treu ist die Wiedergabe deren Ver 
wendung, daß selbst noch so ein Strauchritter 
daran hängen geblieben ist. Die Historie erzählt: 
Galgenwiese mit dem Hochgericht in der Salät, 
dort wo die Reichsstraße die ehemalige Grenze 
überschreitet, aufgestellt im 14. Jahrhundert von 
bayr. und österr. Kriminalbehörden, um Schnapp 
hähne und andere Missetäter, welche aus frischer 
Tat ertappt werden, ohne viel federlesens darauf 
zu justifizieren zur Warnung für raublüstige 
Gesellen und für jeden vorüberziehenden Wanderer. 
Der 10-Hellerschein zeigt an Stelle des Reichs 
straßenbildes die uralte Kirche St. Jakob und 
das churbayr. Wappen von 1765. Anschließend 
an diese Zeit bringt der 50-Hellerschein die Orts 
kirche im Medaillenbilde, das obenerwähnte 
Wappen mit der Anmerkung: Churfürstliches 
Gränitz Mauth Weg Zoll, dann Landschaft 
lich Aufschlagambt, pey welchen sich all und jedes 
sowohl herein als hinaus passierende ohne alle 
Ausnahme und pey schwerster Strafe zu melden 
hat. 1769. 
Die Stadt Schärding hat Notgeld in 2 Typen je 
2 Auflagen mit verschiedenen Farbentönen heraus 
gegeben. Die ersten. Typen nach photographischen 
Aufnahmen die Burggrabenstraße mit der Brücken 
maut und mit dem Inn, der 60-Hellerschein 
zeigt das Wasser- und das Linzertor, sämtliche 
tragen das Stadtwappen. Die zweite Type, 
symbolisch und historisch gehalten mit Versen, ist 
bereits an dieser Stelle eingehend besprochen 
worden. 
Schardenberg zeigt Ortsbilder, darunter 
das Gemeindehaus und die Kirche. 
Sigharting zeigt seine hochherrschaftliche 
Vergangenheit mit dem Medaillonbilde des wehr 
haften Schlosses auf der Vorderseite, die Rückseite 
bringt in feiner Ausführung das Wappen der 
Pirchinger. 
Ländlich lieblich möchten wir Taufkirchens 
Notgeld bezeichnen, da§ Bild der hochstehenden 
Pfarrkirche mit dem Pramflusse und auf der 
Rückseite deS 60-Hellerscheines eine prächtige Er 
innerung an das Trachtenfest. 
Vichtenstein zeigt uns am 10-Hellerschein 
die Arbeit der Holzknechte im Schlage, die beiden 
anderen Scheine, daZ Schloß auf freier Berges 
höhe und ein Gesamtbild der Ortschaft mit dem 
Schlosse und mit der neuen gotischen Pfarrkirche. 
Das Notgeld von Waldkirchen ist bilder 
und wortereich. Die Vordruckseite ist eine Art 
Ansichtskarte. Inmitten die schlanke gotische Kirche, 
links die Ruine Wesen, rechts die Ortsansicht von 
Wesenufer. Die Scheine tragen folgende Sprüche: 
Koan Heller in der Gmoa, is denat a Verdruß, 
Der Burgamoasta brumt, roat za an Beschluß, 
Ohne Hella kinn' ma nöt sei', 
Führ ma halt a s'Notgeld ei'. 
Dann: 
Der letzte Heller will verschwinden. 
Wie ist Ersatz hiefür zu finden? 
Und sieh! des Menschen Sinn, 
Wies auf dieses Notgeld hin. 
Waldkirchen am Wesen hat auch einen 60-Heller 
schein, den folgender Vers begleitet: 
An Hartgeld litt man große Not, 
Es ging ab wie's täglich' Brot, 
Wie ward ledig man der Heller Sorgen? 
Man ging zur Notgeldpresse borgen. 
Wernstein zeigt drei Landschaftsbilder in Me 
daillonform, den „Johannisfelsen" im Inn, die 
Kirche in großartiger landwirtschaftlicher Per 
spektive und das unter Wernstein sich verbrei 
tende Jnntal. 
Zell an der Pram zeigt uns den Teil eines 
alten Ortsbildes und die Brauerei. 
Die Reihe ist hiemit noch nicht abgeschlossen, 
immerhin zeigen uns aber diese Betrachtungen, 
daß vielfältige beachtenswerte, heimatliche Ge 
danken in den Darbietungen zum Ausdrucke 
kommen, was gewiß erfreulich zu vermerken ist.
	        
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