Volltext: Der Sammler 17. jahrg. 1921 (1921)

Im zweiten Aussatze begegnen wir der 
Kunst des Malers Heinrich Koeppel, der mit 
ganz vorzüglichen Bildern aus dem Arbeitsleben 
der Holzknechte im bayrischen Walde vertreten ist, 
und der Anschauung, daß zur Heimatkunst auch nach 
mehrfacher Hinsicht merkwürdige und und mehr 
fache Beobachtungen, wie ein Gebiet, ein Stück 
Landschaft auf den Künstler wirkt, gehört. Fritz 
Weber in Düsseldorf führt an Hand oberwähnter 
Bilder den Beweis hiefür. 
Eine historische Abhandlung „Bayrische Be 
sitzungen im Oberlande des BöhmerwaldeS" von 
Valentin Schmidt, Budweis, erzählt von der 
Geschichte des Gebietes von Schttttenhofen die 
bis auf das Jahr 1175 zurück geht. 
Vorausgehend behandelt R. Schmutzer, 
Kotzing, „Vergessenen niederbayr. Marmor" ans 
der Gegend zu Chammünster. Die große Selten 
heit des Kalkes im Gebiete des bayrischen Waldes 
hat dessen Fundstätten, wie der Verfasser sagt, 
immer zur großen Wertschätzung gebracht. Zu 
einer äußerst interessanten Folgerung führen die 
Beobachtungen dem Verfasser. Um die Zeit 1596 
waren in oben angeführter Gegend weißgrauer 
bodenständiger Kalkofner Marmor in Verwendung, 
der aber merkwürdiger Weise rasch wieder verschwin 
det. Nach eingehenden EÄfigungen schreibt aber der 
Verfasser: Diese ErschMung-Läßt immerhin den 
Gedanken zu, daß die GegeNrvformation sich auch 
dadurch mit der vorausgegangenen lutherischen, 
beziehungsweise calvinischen Zeit in äußerlichen 
Gegensatz stellen wollte, daß sie anderes Denkmal 
material wählte, als den vor der ReformationS- 
zeit hier nicht üblichen Marmor. 
Dieser Fingerzeit, den der Verfasser hiemit 
bei Betrachtung alter Denkmale gibt, ist gewiß 
interessant, festgehalten zu werden. 
Nachdem dieses 1. Heft der Monatsschrift 
für die ostbayrischen Grenzmarken eine-so ein 
dringliche Sprache führt und sich so reichen In 
haltes erfreut, wollen wir denselben auch bis zur 
Neige unsere Aufmerksamkeit zuwenden. Da finden 
wir ferner einen Aufsatz„Der Gemeindestab", 
von W. M. Schmid, München. Die Zeitläufe 
haben die Bedeutung, den der Stab einst gehabt 
hat, sehr herunter gedrückt, wir hierzulande kennen 
denselben ja nur mehr in Verwendung bei länd 
lichen Gebräuchen und etwa als Bischofstab und 
Wanderstab, darüber hinaus geht es nicht mehr. 
Und doch hat der Stab in der deutschen Geschichte 
und im deutschen Volksleben eine so weit aus 
greifende Bedeutung. Es sei nur der Vielseitig 
keit der Stabbenützung nach Ausführung W. M. 
Schmids erwähnt: Frisch geschälter, daher weißer, 
dient als Wander-, Bettler- oder Pilgerstab; 
dann galt er auch als Abzeichen des Dienst 
suchenden. Er ist bekannt als Abzeichen der 
Herrscherwürde, in seiner weiteren Ausgestaltung 
als Szepter, er gebührt aber auch im kleineren 
Kreise am Lande dem Gemeindevorsteher und 
Bürgermeister und den Zunftvorstehern. Der 
Stab wird Amtszeichen, wie beim Kämmerer, 
Hofmeister und Herold, er ist das Atribut des 
Richters und bekam in Ausführung des Stab- 
brechenS auch in unserem Lande die größte Be 
deutung in der Form der Urteilsvollziehung. Zu 
ältester Zeit zurück geht, wieder als Zeichen der 
Vollmacht, der „Botenstab" und weit verbreitet 
war der Brauch, daß ein Nachbar dem anderen 
einen Stab zutrug in Erfüllung der Botenschaft. 
Nach dem Verfasser wurde später dieser Boten 
stab für ständig, oft mit Verzierungen versehen 
angefertigt und blieb beim Gemeindevorsteher, 
von dem er ausgeschickt wurde und zu dem er 
bei richtiger Weitergabe zurückkehrte. Einen solchen 
Stab besitzt noch die Ortschaft Pfefferschlag bei 
Prachatitz im Böhmerwald. Er wurde bis zum 
Jahre 1870 von Haus zu Haus weitergegeben, 
um die Dorfbewohner zu Gemeindesitzungen, 
Robotarbeiten usw. zusammenzurufen. Eine 
hübsche Zeichnung zeigt diesen Gemeindestab. 
Zwei Mundart-Dichtungen, aus dem 
südlichen Böhmerwald folgen „Hatt a Ringer!" 
und „Die Sargtischler" von Franz Karl Lepper, 
Budweis. Mit der Anführung der heimatkund 
lichen Vereine, die der Inn- und Salzachgau 
umfaßt und zu denen jene von Braunau, Burg- 
hausen, Innsbruck, Laufen, Paffau, Pfarrkirchen, 
Ried, Rottalmünster, Salzburg, Schärding, Sim- 
bach, Tittmoning und Traunstein zählen, sowie 
mit der folgenden Bücherschau schließt das erste 
Heft dieser der Aufmerksamkeit eines jeden Heimat 
freundes zu empfehlende Monatsschrift. 
Aenderung in der Bezeichnung des öslerr. 
Staatsdenkmalamtes. 
Nach Bekanntgabe des Landesdenkmalamtes 
führt das Staatsdenkmalamt nunmehr die Be 
zeichnung Bundes-Denkmalamt. 
Schutz dem künsileriscben Siadibilde! 
Im 15. Jahrgange der Zeitschrift „Deutsche 
Heimat" fanden wir eine Abhandlung von Ober 
baurat Leopold Hemer über den Wert des alten 
Stadtbildes, aus der wir einige markante Stellen 
herausnehmen wollen, denn die von dein Ver 
fasser dargetanenen Anschauungen passen so 
ganz auf unsere Stadt, deren künstlerisches har 
monisches Bild, nicht nur in zahlreichen Berichten 
und Zeitungsnotizen anerkannt wird, das auch 
von vielen Hunderten von Fremden einmütig als 
ganz besonders sehenswert und interessant be 
zeichnet wird. Es gibt Leute, die, wenn selbe 
das Wort Stadtbild hören, den Mund verziehen 
zum spöttischen Lachen, da sie meinen, es handle 
sich um einseitige Auffassungen einzelner Idealisten 
und Schwärmer und halten das Stadtbild für 
ein bedeutungsloses Schlagwort. 
(Fortsetzung folgt.) 
Verleger: Musealversin Schärding. — Druck I. Dees in Schärding.
	        
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