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Die Operation des Oberbefehlshabers Ost gegen Wilna.
ZI« August. Ost in der Durchführung seiner Absichten nicht behindern. Cr antwortete
Generalfeldmarschall von Hindenburg am 31. August: „Obschon nicht an¬
zunehmen ist, daß es auf irgendeine uns mögliche Weise gelingen könnte,
einen Feind wirklich endgültig zu schlagen, der fest entschlossen ist, ohne
Rücksicht auf Opfer an Land und Leuten zu weichen, sobald er angefaßt
wird, und dem dazu das weite Rußland zur Verfügung steht, entspricht
Euerer Exzellenz Absicht, den Teil der Rüsten, der vor der Heeresgruppe ist,
noch möglichst entscheidend zu schlagen, ganz den Wünschen der Obersten
Heeresleitung. Wie aber in der Direktive vom 27. August1) gesagt, wird
selbst bei denkbar günstigstem Operationsverlauf in leider nicht ferner Zeit
die unbedingte Notwendigkeit eintreten, auch in Ihrem gegenwärtigen Be¬
fehlsbereich wie schon jetzt bei den anderen Heeresgruppen aus dem östlichen
Kriegsschauplatz nur so wenig Truppen und Munition zu belassen, wie zur
Behauptung der kürzesten Linie in Feindesland ... unentbehrlich sind. Mit
kürzester Linie ist natürlich diejenige gemeint, die mit dem Mindestaus-
wand von Kräften gehalten werden kann. Nachdem die Entscheidung dar¬
über, wo die Hauptoperationen weitergeführt werden sollen, gegen den Osten
gefallen ist, bleibt keine Wahl. Auch das Aufgeben von besetztem Land muß
dabei, wenn nötig, in Kauf genommen werden." Ob der Oberbefehlshaber
Ost die später hiernach zu bemestenden Kräfte an Truppen und Munition
tatsächlich in der befohlenen Linie, die jedenfalls auszubauen sei, verwende
oder außer ihr eine weiter vorwärts gelegene Stellung wähle oder vor¬
wärts der ausgebauten kürzesten Linie die Truppen eine bewegliche
Verteidigung führen lasse, bleibe durchaus überlasten. Bedingung sei
jedoch, daß bei keiner Gestaltung der Lage die kürzeste Linie verloren und
jede Nachforderung an Truppen und Munition in den Grenzen des Mög¬
lichen vermieden werde. Nach vorläufiger Schätzung sei anzunehmen, daß
später etwa zehn bis zwölf Divisionen abgegeben werden müßten. Bei den
beiden anderen Heeresgruppen zwinge das Gelände und ihre in kürzester
Frist eintretende Schwächung durch Abtransport von vornherein zur Be¬
schränkung. „An der Narewka-Mündung als Anschlußpunkt der Dauer¬
stellungen der Heeresgruppen Hindenburg und Prinz Leopold muß also
festgehalten werden."
i.bis s.Sep- Schon am nächsten Tage, am 1. September, wurde dem Oberbefehls-
temver. Haber Ost eine an die Heeresgruppe Prinz Leopold gegebene Weisung mit¬
geteilt, nach der auch sie die Offensive fortsetzen sollte, und zwar gegen den
Straßenabschnitt Slonim—Zelwa, also gegen den Zelwianka-Abschnitt.
Über die Abgrenzung und gegenseitige Unterstützung sei unmittelbares Cin-
!) S. 489.