Volltext: Johannes Bünderlin von Linz und seine Stellung zu den Wiedertäufern

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Als Ferdinand von Oesterreich im Jahre 1527 nach König 
Ludwigs Tode in der Schlacht bei Mohacs die Regierung 
Mährens übernommen hatte, war eine seiner ersten Thaten, an 
die mährische Ketzerei Hand anzulegen. Er forderte von Leon¬ 
hard von Lichtenstein die Auslieferung Hubmayrs und jener 
gehorchte. 
Hubmayr wurde sammt seinem Weibe nach Wien trans¬ 
portiert, in der Burg Greitzenstein (jetzt Ruine Kreutzenstein, 
eine halbe Meile nördlich von Korneuburg in Niederösterreich) 
interniert und am 12. März 1528 zu Wien verbrannt, nachdem 
er noch im Angesichte des Todes erklärt hatte, seiner Ueber- 
zeugung nicht untreu zu werden. Am Tage darauf wurde sein 
Weib über die grosse Brücke in die Donau gestürzt. 
Diese Justification war das Alarmzeichen für eine allgemeine 
Verfolgung der Wiedertäufer in Oesterreich, worüber die 
sogenannten Geschichtsbücher der Wiedertäufer genaue Chronik 
führten. Es sind dies von den Vorstehern der Brüdergemeinden 
verfasste Verzeichnisse aller wichtigen, die Gemeinde betreffenden 
Ereignisse vom Beginne der Wiedertäuferbewegung bis zum 
Jahre 1654. Sie sind gesammelt unter dem Titel: Chronikel oder 
Denkbüchel der mährischen Wiedertäufer. 
Darin steht Glück und Unglück, das die Gemeinde getroffen, 
getreulich verzeichnet, über die Verfolgungen und Hinrichtungen 
wird Tagebuch geführt, die Namen der Märtyrer, ihre Aussprüche, 
ihre Gedichte sind darin der Nachwelt erhalten. 
Die systematische Verfolgung der Wiedertäufer in Oester¬ 
reich wurde durch den sogenannten Znaimer Landtags-Beschluss 
vom März 1528 eingeleitet. Die Ausführung derselben besorgte 
ein von Ferdinand abgesendeter Profoss, der inquirierend und 
strafend das Land durchzog. Eine Menge der Verfolgten flohen 
nach Oesterreich. Nicht wenige fielen dem dortigen Landprofossen 
Dietrich von Hartisch in die Arme, der seines Amtes nicht 
weniger streng waltete, als sein mährischer College. In einem 
Walde bei Lengbach wurden allein 37 fliehende Wiedertäufer 
ergriffen, 17 davon wurden hingerichtet.
	        
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