Volltext: Johannes Bünderlin von Linz und seine Stellung zu den Wiedertäufern

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Anderen aber gelang es, den Verfolgern zu entkommen und 
in den österreichischen Provinzen, insbesondere aber in Ober¬ 
österreich, wo sich nachweisbar bereits im Jahre 1527 die Wieder¬ 
täufern angesiedelt h atta — zu den ersten Wiedertäufergemeinden 
daselbst zählte jedenfalls die von Steyr, gegründet von Johann 
Hut — neue Gemeinden zu gründen. 
Auf wie fruchtbarem Boden die Wiedertäuferlehre hier 
gefallen war, geht wohl schon daraus hervor, dass selbst Mit¬ 
glieder der ersten Geschlechter, so Frau Dorothea Jörger, 
geborene von Raming, die Gattin Wolfgang Jörgers, des Besitzers 
von Tollet und Landeshauptmannes in Oberösterreich, wenigstens 
vorübergehend dieser Secte zugehört hatte. 
In ihrem Testamente schwört sie der Wiedertäufer- und 
Schwärmerlästerung wider diese zwei heiligen Sacramente (Tauf¬ 
und Altarssacrament) von Herzen ab und verwirft ihren Irr¬ 
thum. Es ist dies dieselbe Jörger, welche jahrelang im Brief¬ 
wechsel mit Luther stand und ihm einst 500 Goldgulden zur 
Gründung eines Stipendiums für arme Theologen der Universität 
Wittenberg zugeschickt hatte. 
Seit der Vertreibung der Wiedertäufer aus Steyr im Jahre 
1528 datiert die Gründung der „Gmain im Land ob der Enns", 
als deren Mittelpunkt Linz gelten muss. Conventikel bestanden 
zu Wels, Enns, Eied, Gallneukirchen, Grein, Gmunden, Lambach, 
Mauthausen, Schärding, Vöcklabruck, Pichl und an mehreren 
Orten am Attersee. 
Ihr erster Vorsteher war Wolfgang Brandhuber, ein Schneider 
aus St. Nikola bei Passau. 
Er und Hannes Medermayr, ein Lehrer derselben Täufer¬ 
gemeinde, nebst 70 anderen Glaubensgenossen wurden, so be¬ 
richten die Geschichtsbücher, 1529 in Linz an der Donau um 
der göttlichen Wahrheit willen gefangen, verurtheilt und gerichtet. 
Von Wolfgang Brandhuber existiert noch ein Brief, den er 
im Jahre 1529 an die Brüder in Rothenburg (Rattenberg) in 
Tirol schrieb und worin er Grüsse von den frommen Kindlein in 
Linz entbietet, an deren Spitze er stehe, weiters mehrere Schriften
	        
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