Übergang über den Fluß und Ergebnis der Kämpfe.
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Infanterie allein so lange zu halten vermocht, bis sie durch den Massen¬
einsah deutscher Artillerie zerschlagen wurden. Trotz aller Anstrengungen
der braven deutschen Truppe, die allein am 23. Juli etwa 3000 Mann Ver¬
luste hatte, war es den Russen geglückt, die in den Brückenköpfen eingesetzten
Kräfte dann doch noch ohne größere Einbuße an Gefangenen und ohne
jeden Verlust an Gerät in einer kurzen Sommernacht über den Fluß zurück¬
zuführen.
Z. Die Fortsetzung des Angriffs gegen den Bug.
a) Einwirkung der Obersten Heeresleitung^).
General von Falkenhayn sah in dem günstigen Verlaufe, derm.mtbro.gu«.
die Operationen seit Mitte Juli nicht nur bei der Armee-Gruppe Gall-
witz, sondern auch bei der Armee-Abteilung Woyrsch") und der Heeresgruppe
Mackensew) genommen hatten, verheißungsvolle Anzeichen für das Heran¬
reifen des zwischen Weichsel, Rarew und Bug erhofften großen Erfolges.
„General von Falkenhayn bringt gute Nachricht. Alles geht im Osten vor¬
wärts. Im Westen ist der Feind ruhig .. . Falkenhayn sagt, es schiene, als
würde der Feldzug jetzt im Osten entschieden!" — so schrieb Generaloberst
von Plessen am 19. Juli in sein Tagebuch. In solcher Hoffnung hatte sich der
deutsche Generalstabschef entschlossen, noch zwei Divisionen vom Westen
heranzuholen^). Bisher waren alle Abgaben anderer Kriegsschauplätze der
Heeresgruppe Mackensen zugeflossen. Da deren weitere Verstärkung aber
wegen langer Transportwege und schwieriger Nachschubverhältnisse nicht
vorteilhaft schien, neigte General von Falkenhayn dazu, die beiden Divi¬
sionen der 9. Armee zuzuführen, damit diese zwischen Iwangorod und War¬
schau über die Weichsel in den Rücken des am Rarew noch haltenden
Feindes vorstoßen könne. Er ging dann aber auf den Vorschlag des
Generalobersten von Conrad ein, der den Einsatz bei der Armee-Gruppe
Gallwitz befürwortete. General von Falkenhayn teilte daher am 20. Juli
dem Oberbefehlshaber Ost mit: „Nach Verlauf der jüngsten
Ereignisse ist es in hohem Grade wahrscheinlich,
daß die Entscheidung in dem Kampf gegen Rußland
in dem Raum südlich des Rarew fallen wird. In ihm ist
daher der Einsatz auch des letzten, an anderer Stelle nicht unbedingt nötigen
Bataillons gerechtfertigt und erforderlich. Seine Majestät hat infolgedessen
die Heranführung der 54. und 58. Infanterie-Division sowie des Minen-
werfer-Vataillons Rr. 1 vom Westkriegsschauplatz befohlen. Der Trans-
0 Karten 6 und 7. — 2) S. 394. — --) S. 390 ff. — *) S. 100.