316 S)er Stngriff des Oberbefehlshabers Off gegen die russische Narew-Front.
Port beginnt am 20. Juli')." Am Angabe der beabsichtigten Verwendung
und der gewünschten Ausladebahnhöfe wurde ersucht.
20. Juri. Als dieses Fernschreiben beim Oberbefehlshabers) st einging,
war es 2° nachmittags^). Der Gegner hatte am vergangenen Abend das auf
dem Westufer des Narew gelegene Fort von Ostrolenka geräumt, die Armee-
Gruppe ©allwitz soeben den ersten Erfolg auch gegen Rozan gemeldet, die
Schwere der später einsetzenden russischen Gegenangriffe über den Narew
zwischen Pultusk und Ostrolenka war aber noch nicht erkannt. Man war
im Stabe noch voller Hoffnung, die Narew-Linie rasch zu überwinden.
Links der Weichsel war die 9. Armee im Vordringen gegen die Grojec—
Vlonie-Stellung"), der rechte Flügel der Armee-Abteilung Woyrsüss) näherte
sich von Süden her der Festung Iwangorod. Auf der Front von Lomza
über Osowiec und Kowno bis Schauten war die Lage im wesentlichen unver¬
ändert; im äußersten Norden war der linke Flügel der Njemen-Armee bis
dicht vor Mitau gekommen^).
Der Oberbefehlshaber Ost war im Gegensatz zu der Obersten Heeres¬
leitung nach wie vor der Ansicht, daß der Stoß über den unteren Narew
operativ unwirksam bleiben werde, und daß je eher, desto besser alle verfüg¬
bare Kraft am Njemen eingesetzt werden müsse; der Rückzug der Russen
aus dem linken Äser der mittleren Weichsel mochte ihn in dieser Ausfassung
bestärken. Cr hatte daher schon tags zuvor die überzählige dritte Brigade
der Division Menges für die 10. Armee bestimmt, um gegen den Njemen und
Kowno weiter vorwärts zu drücken, nach einer Tagebuchaufzeichnung des
Generalmajors Groener aus jener Zeit dachte er dabei an einen „Durchbruch
bei Olita . Nur ein Erfolg im Njemen-Gebiet schien jetzt noch operative
Wirkung zu versprechen. Den Entschluß über die Verwendung und die
Ausladebahnhöfe für die vom Westen anrollenden Divisionen wollte sich
der Oberbefehlshaber Ost daher vorbehalten, bis die Anfänge am über¬
nächsten Morgen die Weichsel erreichten; bis dahin sah er voraussichtlich
auch klarer über das weitere Ergebnis des Angriffs am Narew. Hier trieb
er scharf vorwärts und entsprach damit auch den Wünschen der Obersten
Heeresleitung. Bei dieser bat General Ludendorff in einem Fern¬
gespräch"), das er mit Generalmajor Tappen führte, die Entscheidung über
den Einsah der beiden Westdivisionen bis zum Morgen des 22. Fuli zu ver¬
schieben, und gab dabei der Aberzeugung Ausdruck, daß die Armeen Gall-
wih und Scholh auch ohne die beiden in Aussicht gestellten Divisionen glatt
') 6.100. — 2) S. 307 f. — 8) S. 335 f. — *) S. 396. — °) S. 460.
6) Diese und die folgenden Ausführungen nach einem von General von Falken¬
hayn zwei Tage später (am 22. Juli) eigenhändig gemachten Aktenvermerk.