Durchführung des Angriffs auf Pultusk und Rozan.
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25 Kilometer Anmarsch, der teilweise in unmittelbarem Anschluß an 40stün-
dige Bahnfahrt geleistet wurde, derart ermüdet, daß mit ihrem Eingreifen
an diesem Tage nicht mehr zu rechnen war. So meldete General von Plüs-
kow um 8° abends an General von Gallwitz: „In Anbetracht der großen
Anstrengungen und der hereinbrechenden Dunkelheit muß vom Sturm heute
abend noch abgesehen werden. Bei Tagesanbruch soll die Stellung durch¬
brochen werden." Inzwischen hatte die 1. Garde-Reserve-Division bei
Chmielewo und Gnojno Infanterie auf das Südufer des Rarew gebracht.
Aber erst um 3° nachts sollte eine Brücke fertiggestellt sein, so daß die Divi¬
sion auch dann erst in den Rücken von Pultusk vorgehen konnte. Dieser
Bedrohung — so glaubte General von Plüskow — werde sich der Gegner
aber wohl durch rechtzeitige Räumung des Westufers entziehen.
Im Raume des XVII. Armeekorps war der Rarew-Llbergang
der 38. Infanterie-Division, die den Feind erst am vorhergehenden Nach¬
mittage vom Nordufer vertrieben hatte, bei Zambski nicht geglückt, dagegen
hatte weiter östlich die 36. Infanterie-Division unter Generalleutnant
von Heineccius, deren Infanterie den Fluß teilweise durchwatete, schon am
frühen Morgen des 23. Juli das Südufer erreicht und von hier aus vor¬
wärtsgedrängt. Vis zum Mittag gelang es auch dem rechten Flügel der
35. Infanterie-Division, das Südufer zu gewinnen, während Infanterie der
38. Infanterie-Division im Raume der 36. überging und sich dann west¬
wärts Raum schaffte. Der Einbau von Brücken kam aber infolge russischer
Gegenwirkung nur langsam vorwärts. Bei der 36. Infanterie-Division
traten so große Verluste an Gerät ein, daß auf den Vrückentrain der 35.
zurückgegriffen werden mußte, wodurch sich wieder deren Vau verzögerte;
die 38. Infanterie-Division konnte bei Zambski erst gegen Abend mit dem
Vau beginnen.
Immerhin hatte man im Laufe des 23. Juli auf der 16 Kilometer
langen Flußstrecke von Chmielewo bis Vinduzka auf dem Südufer des
Rarew festen Fuß gefaßt und einschließlich des Baues der 1. Garde-
Reserve-Division vier Brücken beginnen können. Der anscheinend nicht
sehr starke Gegner stand aber noch nahe gegenüber, hielt im Bogen von
Ostrykol sogar noch das rechte Äser.
Bei Rozan hatte sich General von Matter am 23. Juli darauf
beschränken wollen, die Vorstellungen der Rordwestfront vollends in Besitz
zu nehmen. Aber auch dieses Teilziel wurde nicht voll erreicht. Da die
feindlichen Stellungen noch nicht überall sturmreif schienen, kam es nur zur
Wegnahme einiger stark ausgebauter Anlagen nördlich der Pultusker
Straße; unter ganz geringen eigenen Verlusten wurden dabei 1100 Ge¬
fangene eingebracht. Die etwa 1%Kilometer weiter zurückliegende, eben-