Volltext: Die Operationen des Jahres 1915 ; [2]. Die Ereignisse im Westen im Frühjahr und Sommer, im Osten vom Frühjahr bis zum Jahresschluß (8. 1932)

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Die Lage der Mittelmächte im Mai 1915. 
bische Grenze nicht in Frage. Bei der Aussprache ergab sich ferner, daß 
General vonFalkenhayndie Lage auf diesen beiden Kriegsschauplätzen 
sehr viel günstiger beurteilte als die ö.-u. Heeresleitung. Er glaubte an 
keine Offensive der Serben und schätzte die Offensivkraft der Italiener gering 
ein; deren Eintreffen in der Linie Marburg—Agram erwartete er — wie 
erwähnt — wesentlich später als General von Conrad. Da vorerst mit 
weiteren Verstärkungen nicht zu rechnen war, hielt er den Einsah der vom 
Balkan im Antransport befindlichen fünf ö.-u. Divisionen in vorder- 
st er Linie an der Grenze für dringend geboten, um in reiner 
Abwehr die Italiener am Isonzo aufzuhalten. Cs gelang ihm, 
General von Conrad trotz dessen nachdrücklicher Einwände und Bedenken 
für diesen Plan zu gewinnen. Das langsame Fortschreiten der Angriffs¬ 
operation in Galizien mochte auch den österreichisch-ungarischen General¬ 
stabschef überzeugt haben, daß mit einem baldigen Freiwerden der 
dortigen Kräfte für einen Schlag gegen Italien nicht mehr zu rechnen 
sei. In diesem Sinne erging am 22. Mai folgendes Fernschreiben nach 
Pleß: „Der momentan verringerten Truppenstärke gegen Italien ent¬ 
sprechend habe ich nach eingehender Erwägung aller Verhältnisse be¬ 
schloßen, gegen Italien vorläufig ein verteidigungsweises Verfahren zu 
beobachten und hierzu die Versammlung des vom Balkan-Kriegsschauplatz 
heranbefohlenen Gros der 5. Armee sowie der nach Kärnten anrollenden 
Kräfte möglichst weit vorwärts, also die ersten Ausladungen an den Isonzo 
und nach Villach zu verlegen." 
Nach mehrtägigem Widerstreit der Meinungen war somit in letzter 
Stunde, am 21. Mai, die Grundlage für das Verhalten in den kommenden 
Kämpfen mit Italien geschaffen, gleichzeitig aber auch Klarheit gewonnen 
worden über die Frage der Weiterführung des Mehrftontenkrieges: Fort¬ 
setzung der Offensive der Verbündeten an der gali- 
zischen Front, Defensive auf allen übrigen Kriegs¬ 
schauplätzen. 
Am 23. Mai, um 315 nachmittags, erklärte Italien an 
Österreich-Ungarn den Krieg, nicht aber an Deutschland. Die 
deutsche Reichsleitung beschränkte sich auf den Abbruch der diplomatischen 
Beziehungen; indessen konnte die italienische Regierung nicht im Zweifel 
darüber sein, daß Italien bei seinem Einbruch in die Donau-Monarchie auch 
auf reichsdeutsche Truppen stoßen würde. Hatte doch bereits Mitte Januar 
1915 Fürst Vülow dem italienischen Minister des Äußeren, Baron Son- 
nino, mitgeteilt, daß im Falle eines Krieges zwischen Italien und Österreich-
	        
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