Volltext: Produktionszwang und Produktionsförderung in der Landwirtschaft [Heft 5]

au maßgebender Stelle ein Bild darüber macht, in welchem 
wünschenswerten Mengenverhältnis zu einander die hauptsächlichsten 
landwirtschaftlichen Erzeugnisse stehen würden. Ist man sich dar 
über klar, daß produziert werden müssen 
a Doppelzentner Kartoffeln, 
b „ Roggen, 
c „ Weizen usw., 
so ist die ganze Anbaufläche, die für diese hauptsächlichsten Nahrungs 
mittel insgesamt zur Verfügung steht, entsprechend dem prozentualen 
Verhältnis der gewünschten Menge zu teilen. Der Anbau dieser 
Feldfrüchte in dem ermittelten notwendigen Verhältnis zu einander 
ist dann durch Umlegen auf die Bundesstaaten, Provinzen, Kom 
munalverbände usw. unter Berücksichtigung der durch die Anban 
statistik festgestellten Eigentümlichkeiten eines jeden Kommunal 
oerbandes sicherzustellen. In gleicher Weise ist auf dem Gebiete der 
Viehwirtschast zu verfahren. Auch hier ist den Bundesstaaten, Pro 
vinzen, Komnmnalverbänden usw. die Haltung entsprechender Mengen 
Vieh gesetzlich aufzuerlegen." („Eine dringende Forderung"; „Köl 
nische Zeitung" Nr. 475 vom 10. Mai 1916.) Es soll also jedem 
Kommunalverbande, endlich aber jedem Landwirt ein Z w angs - 
kontingent an herzustellenden Erzeugnissen des Landbaues und 
der Viehzucht auferlegt werden, wobei die bisherige Anbau- und 
Viehhaltungsstatistik als Maßstab zu dienen habe. 
Untersuchen wir zunächst, ehe wir dieser weitestgehenden Forde 
rung näher treten, die beiden einfacheren Formen des Produktions 
zwanges. 
Gegen einen „A r b e i t s z w a n g" unter den erforderlichen 
gesetzlichen Schutzmaßnahmen wird niemand etwas einzuwenden 
haben. Der vaterländische Hilfsdienst hat ihn tatsächlich auch zu 
gunsten der Landwirtschaft verordnet, wie schon vorher manche An 
ordnung militärischer Verwaltungsstellen. Aber es ist zu sagen, daß 
der landwirtschaftlichen Bevölkerung Deutschlands gegenüber ein 
solcher Zwang völlig gegenstandslos ist. Es kann keine Rede 
davon sein, daß irgendwie eine Arbeitskraft 
auf dem Lande während des Krieges ungenutzt 
bleibt. Kinder, Greise, Krüppel, vor allem aber die Frauen ver 
langen von sich das Äußerste, um in Abwesenheit des Mannes den 
Betrieb aufrechtzuerhalten. Pflichtgefühl, Standesehre, Arbeits 
gewohnheit und das Streben der Besitzerhaltung und Gewinn
	        
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