Volltext: Produktionszwang und Produktionsförderung in der Landwirtschaft [Heft 5]

anerkannt. Wenn jetzt die Ersetzung schlecht wirtschaftender Be 
triebsleiter durch bessere verlangt wird, liegt darin die Bestätigung 
dieser Anschauung; es werden bei dieser Forderung aber die eben 
geschilderten Werte, die in dem Verwachsensein mit dem Betriebe 
und der Kenntnis aller seiner Einzelheiten liegen, nicht genügend ge 
würdigt. Weniger bekannt ist die gleiche Bedeutung, welche die 
„U n terneh merlei st un g" des Kleinbauern hat, der 
meistens nur als Arbeitskraft gewürdigt wird. Nehmen wir z. B. 
die Schweinezucht, die zu 73 % in den Händen der Kleinbetriebe 
unter 20 Hektar liegt, zu 20 % in den Betrieben von 20 bis 100 
Hektar und nur zu 7 U in den Großbetrieben! In einer kenntnis 
reichen Untersuchung über „die Organisation der agraren Pro 
duktion im Kriege" (Zeitschrift für Sozialwisfenschaft 1916) gibt 
Friedrich Beckmann eine anschauliche Schilderung der Schweine 
haltung in den Kleinbetrieben. In diesen kleinen Betrieben dient 
zur Fütterung: ein Brühfutter aus Grünzeug, Disteln, Nesteln, alle 
möglichen Abfälle aus dem Garten, Rückstände aus Küche und Hos, 
kleine für menschliche Nahrung kaum in Betracht kommende Kar 
toffeln und Magermilch. Es sind Abfälle und zusammengesuchtes 
Futter, die hier verfüttert werden. Was für eine Mühe steckt in 
diesem Zusammensuchen, was für eine Hingabe in der Pflege dieser 
oft sehr empfindlichen Tiere! Das find Leistungen an Arbeit wie 
an Ein- und Umsicht, die nur deshalb nicht genügend geschätzt 
werden, weil sie sich in der Stille vollziehen. Man muß sich klar 
darüber werden, daß auch diese unscheinbare und in ihrem Gesamt 
erfolg so überaus wichtige Tätigkeit eine planmäßig und tatkräftig 
durchgeführte besondere Unternehmerleistung darstellt, deren Be 
dingungen von Fall zu Fall verschieden sind. Eine mechanische 
Pflichterfüllung, und sei sie noch so treu, würde niemals das gleiche 
Ergebnis erzielen können. 
IV. Ist Zwang mit dem Wesen des Landwirtschafts 
betriebes vereinbar? 
Wir haben gesehen, wie aus der gegenwärtigen Notlage heraus 
die Forderung erhoben worden ist, der Landwirtschaft einen Pro 
tz u k t i o n s z w a n g aufzuerlegen; in den letzten Verhandlungen 
des Haushaltsausschustes des Reichstages und auch des Haupt 
ausschusses des Abgeordnetenhauses ist bei der Debatte über die 
Ernährungsfragen wiederholt davon die Rede gewesen. Auch in der 
politischen Presse und in den Fachblättern der Landwirtschaft ist das
	        
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