Volltext: Produktionszwang und Produktionsförderung in der Landwirtschaft [Heft 5]

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der klimatischen Umstände, des vorhandenen Acker- und Wiesenlandes, 
der zur Verfügung stehenden Arbeitskräfte, der Lage der Grundstücke 
zum Hof, der Wegebeschaffenheit, der Entfernung des Absatzortes 
und endlich der besonderen Fähigkeiten des Betriebsleiters (nüc 
Liebe und Verständnis für Viehzucht) jedem seine Menge an 
Roggen, Kartoffeln, Eiern, Schweinen usw. auferlegt werden. Es 
liegt auf der Hand, daß man damit eben die Arbeit auf sich nehmen 
würde, die jetzt auf Millionen verteilt ist, und daß man dafür, auch 
wenn man die Gemeindebehörden heranzöge, einen Apparat geschulter 
Beamter zur Verfügung haben müßte, wie er auch im Frieden nicht 
aufzutreiben wäre. Dabei müßte dieser Apparat immer wieder von 
neuem arbeiten, wenn Auswinterung, Hagelschlag, Viehsterben den 
ursprünglichen Plan umwerfen würden und eine Betriebsänderung 
eintreten müßte. Nun denke man an die tausend einzelnen Ent 
schlüsse, die der Betriebsleiter in der Landwirtschaft zu fassen hat: 
soll er, wenn Gewitter am Himmel steht, nun erst bei der vor 
gesetzten Behörde anfragen, ob er das Heu hereinbringen darf? 
Davon aber, wie das Heu eingebracht wird, hängt seine Verwend 
barkeit in nicht geringem Grade ab. Ebenso allgemein die Reihen 
folge der Arbeiten vom Wetter, von dieser aber großenteils An 
lieferung und Verwendung. 
Nicht anders liegt es bezüglich der K o n t r o l l c. Auch die 
beste Verordnung nützt nichts, wenn sie nicht vorschriftsmäßig aus 
geführt wird. Der Produktionszwang könnte sich nicht auf das 
Endergebnis beschränken, da dies nicht in der Hand des Landwirts 
liegt; es würde also nicht genügen, wenn man einfach die Ab 
lieferung einer auferlegten Menge verlangte, sondern man müßte die 
Durchführung des vorgeschriebenen Wirtschaftsplans beaufsichtigen. 
Das heißt, man müßte in rund 5 3 / 4 Millionen Betrieben aus Acker und 
Wiese, im Stall und in der Scheune sachkundige Aufseher haben, die 
dem Landwirt ständig auf die Finger sehen. Das bloße A u s - 
sprechen dieser sich ergebenden Forderung ge 
nügt, um die Unmöglichkeit klar zu mache n. 
Aber nicht nur die Technik des landwirtschaftlichen Betriebes, 
sondern auch seelische Schwierigkei t e n ersten Ranges 
stehen einem Vollzwange gegenüber. Die La n d w ! r t s ch a f t 
v e r l a ii g t » i ch t n u r E i ns i ch t, sondern auch g u t e n 
Willen ihres Betriebsleiters. Es sei nur daran 
erinnert, was über die Schweinefütterung gesagt wurde; die Summe 
von mühseliger Arbeit, die im .,Zusammensuchen" sonst nutzlos ver 
kommenden Futters liegt, kann schlechterdings nicht erzwungen
	        
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