Full text: Produktionszwang und Produktionsförderung in der Landwirtschaft [Heft 5]

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Für und Wider erörtert worden. Nachdem wir nunmehr das Wesen 
der Landwirtschaft kennen gelernt haben, werden wir in der Lar- 
sein, die Frage des Produktionszwanges zu beurteilen. 
Jeder Zwang setzt zweierlei voraus: einmal, daß genau an 
geordnet werden muß, was zu geschehen habe, und zweitens, daß die 
Durchführung dieser Anordnungen durch entsprechende Aussicht 
sichergestellt wird. 
Läßt sich nun wirklich vorschreiben, wieviel 
und was der Landwirt zu produzieren hat? 
Unsere Untersuchungen in dem vorhergehenden Abschnitt haben hin 
reichend deutlich gemacht, daß davon keine Rede sein 
kann. Wir können zwar die Kalorien, die Nährwerteinheiten, 
festlegen, über die wir in Deutschland gern verfügen möchten, 
obgleich die bloße Kalorienrechnung auch schon eine ganze Reihe 
von Gesichtspunkten nicht berücksichtigt, die für die Ernährung 
von höchster Bedeutung sind, wie namentlich das Bedürfnis nach 
Abwechslung und nach Wohlgeschmack. Aber sehen wir auch von 
letzteren Einwänden ab, so bleibt doch immer nur der Wunsch und 
die Hoffnung bestehen, eine bestimmte Menge landwirtschaftlicher 
oder tierischer Erzeugnisse herzustellen, niemals aber die Gewißheit. 
Trockenheit und Nässe, Mäusefraß und Seuchen können alle Hoff 
nungen und Berechnungen über den Haufen werfen, wie umgekehrt 
auch einmal ein besonders fruchtbares Jahr den Fleiß des Land- 
ivirtes über jede Hoffnung hinaus mit Segen belohnt. 
Weiter: gesetzt, es wäre möglich, ein sicheres Ergebnis zu er 
zielen, so doch eben nur unter bestimmten Voraussetzungen. Man 
müßte dann dem Landwirt so und soviel an brauchbarem Saatgut, 
an Dünger, an Futtermitteln, an Zugkräften, an Arbeitern un 
bedingt sicher zur Verfügung stellen. Wenn auch in dieser Be 
ziehung alle denkbaren Anstrengungen gemacht werden — wir 
kommen noch darauf zurück —, so ist von einer Sicherheit während 
des Krieges natürlich nicht die Rede. 
Endlich aber, und das ist in manchen der Vorschlüge eines 
Produktionszwanges auch ausdrücklich gesagt, ist es natürlich 
gänzlich unmöglich, eine Z w a ng s a u f l a g e ein 
fach nach der Fläche u m z u l e g e n. Der Boden leistet eben 
nicht überall das gleiche; er ist von so unterschiedlicher Beschaffen 
heit, daß jeder Versuch, diese Unterschiede außer acht zu lassen, zum 
Scheitern verurteilt wäre. Die Leistungspflichi müßte demnach von 
Fall zu Fall ausgestaltet werden, d. h. es müßte unter genauer Be 
rücksichtigung der obwaltenden Verhältnisse, der Bodenbeschaffenheit,
	        
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