Volltext: Das Glöcklein von Schwallenbach oder Die Vorsehung wacht

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mit ihr über Dinge, die ihm etwa als Geheimnis anvertraut 
worden waren. Sie hatte nur zu oft schon Gelegenheit gehabt, 
zu erfahren, wie argwöhnisch ihr Gemal sei, und wußte zu 
ihrer Betrübnis längst, daß sein Gewissen nicht rein sei. 
Otto getraute sich von diesem Tage an fast mit Nie¬ 
manden mehr auf der Burg vertraulich zu reden. Das 
Auge seines Herrn schien ihn aufmerksam zu überwachen, 
und es galt hier offenbar eine Probe zu bestehen. 
Nur ein alter Diener, mit Namen Eckbert, einst Georgs 
Burgvogt zu Wald, ein Mann von reicher Lebenserfahrung 
und frommer, christlicher Gesinnung, schien Otto vertrauens¬ 
würdig, so daß er manche freie Stunde mit ihm im Ge¬ 
spräche zubrachte. Eckbert, der an dem leichtsinnigen Treiben 
der jungen Leute auf der Burg offenbar keine Freude hatte, 
hatte bisher selbst schon oft Otto's Gesellschaft aufgesucht 
und dessen unverdorbenes Herz gar bald kennen und schätzen 
gelernt. 
Als nun der alte Mann auf einmal die Veränderung 
bemerkte, die so plötzlich an seinem jungen Freunde vor sich 
gegangen, nahm er ihn eines Tages, als der Burgherr mit 
Vielen seiner Leute über Land gezogen war, mit sich auf die 
Stube. Er hieß Otto sich an seine Seite setzen und begann 
dann in recht liebevoller Weise mit ihm zu reden. 
„Schon einige Tage her," sagte er, „habe ich mit dir, 
mein junger Freund, wieder einmal ein Wörtlein im Ver¬ 
trauen zu sprechen gewünscht, umsomehr, als ich merkte, daß 
du jetzt auch gegen mich zurückhaltend dich benimmst, wie 
du dies hier früher schon anderen, besonders jüngeren Leuten 
gegenüber gethan hast. Dies Letztere habe ich immer gebilligt 
und billige es noch, denn mit dem leichtsinnigen Volke ist
	        
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