Volltext: Das Glöcklein von Schwallenbach oder Die Vorsehung wacht

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böser Mensch, der einen Unschuldigen widerrechtlich ge¬ 
fangen hält? 
Auffallend war der Umstand, daß von einem Gefangenen 
früher niemals ein Wörtlein laut geworden war. Vielleicht 
aber befand sich der Unglückliche gar nicht auf Aggstein? — 
Mit diesem Gedanken ließ Otto die Sache auf sich beruhen. 
Er konnte ja, wenn es sich so verhielt, dem armen Menschen 
in keiner Weise helfen. 
Allein von diesem Tage an war aus dem Herzen des 
Knaben die Ruhe gewichen. Eine stille Bangigkeit war an 
ihre Stelle getreten, ohne daß sich dafür ein eigentlich stich¬ 
hältiger Grund finden ließ. Das finstere Gesicht des Ritters 
freilich, das Otto heute so sehr erschreckt, stand noch immer 
lebhaft vor seiner Seele. 
Bei Tische konnte er darum heute gar nicht heiter und 
aufgeräumt sein, so daß Frau Margaretha, die ihn wegen 
seines offenen und niemals mißlaunigen Wesens lieb hatte, 
endlich sagte: 
„Ei, warum ist Otto denn heute gar so trübsinnig? 
Was ist ihm wol in die Quere gekommen?" 
Otto warf einen schüchternen Blick auf Ritter Georg, 
den dieser sogleich verstanden haben mußte, denrr er ent- 
gegnete in sehr unsanfter Weise seiner Gemalin: 
„Nun, zum Schwätzen ist der Junge wol nicht auf 
die Burg gekommen. Mir sind Leute, die schweigen können, 
immer lieber als plauderhafte, denen man nichts anver¬ 
trauen kann." 
Frau Margaretha verstand den Ernst dieser Worte gar 
wol und war von jetzt an Otto gegenüber zurückhaltender, 
um ihn ja nicht in den Verdacht zu bringen, als rede er
	        
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