Gleichzeitige Kämpfe der 9. Armee.
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konnten aus seinen Stellungen 112 Gefangene, 11 Maschinengewehre,
1700 Gewehre und sonstiges Gerät als Veute zurückbringen. Aus dem
Verlaufe dieses dritten Gasunternehmens zog man die Lehre, daß Ab¬
blasen bei Nacht erst dann wieder in Frage komme, wenn die eigene Truppe
mit ausreichenden Schutzmitteln versehen sei.
In den folgenden Tagen mehrten sich die Anzeichen für bevorstehenden
Rückzug des Gegners. Vor dem rechten Flügel der Armee war das russische
IV. Korps aus der Front zurückgezogen, auch vor der südlich anschließenden
Armee-Abteilung Woyrsch schwächte sich der Feind. Täglich meldeten die
Flieger starken Vahnverkehr im Hintergelände. Gefangene sagten aus, daß
das Gebiet vor der Blonie-Stellung verwüstet, Ortschaften dort nieder¬
gebrannt würden. Der größte Teil der Bevölkerung werde abtransportiert,
außerdem aber alles weggeschafft, was irgendwie von Nutzen sein könne,
vor allem Metalle, selbst Kirchenglocken und Türklinken.
Als am 13. Juli der Angriff bei Przasnysz begann, steigerte sich die iz.btsi«.J«n.
Spannung, die 9. Armee selbst aber wurde weiter geschwächt. Die 50. Re¬
serve-Division hatte sie bereits abgegeben; Landsturmtruppen und unbe-
spannte Artillerie waren an ihre Stelle getreten und unter Generalmajor
Gereke zu einer Division zusammengefaßt worden1). Als dann der Angriff
der Armee-Gruppe Gallwitz gute Fortschritte machte und auch deren rechter
Flügel, der gegenüber der 9. Armee bisher zurückhing, auf dem rechten
Weichsel-Ufer in Bewegung kam, ließ der Oberbefehlshaber Ost
am 16. Juli mitteilen, die 9. Armee habe sich auf die Belagerung von War¬
schau und Nowogeorgiewsk vorzubereiten; im übrigen seien aber bei russi¬
schem Rückzug weitere Kräfte abzugeben. Die 83. Infanterie-Division und
die Division Menges wurden dazu ausersehew).
Schon am folgenden Morgen ergab sich, daß der russische Rückzug 17. bis is.Ji»«.
Tatsache geworden war. Fast kampflos konnte die 9. Armee am 17. Juli
und den beiden folgenden Tagen bis vor die Grojec—Blonie-Stellung
folgen, in der sich der Gegner wieder gefetzt hatte. Etwas über 1300 Ge¬
fangene waren die Gesamtbeute. Zur Überwindung der seit langem vor¬
bereiteten ausgedehnten feindlichen Stellung reichte aber die Kraft, nach
Abgabe der beiden vom Oberbefehlshaber Ost geforderten Divisionen,
kaum noch aus; vor allem fehlte es an der für solche Aufgabe erforderlichen
Munitionsmenge.
Am 20. Juli, als der gegen die Armee-Gruppe Gallwitz gerichtete russische 20.3««.
Gegenangriff annehmen ließ, daß der Feind stärkere Kräfte von der Front der
0 S. 268 und 281. — S. 297.