Volltext: Die Operationen des Jahres 1915 ; [2]. Die Ereignisse im Westen im Frühjahr und Sommer, im Osten vom Frühjahr bis zum Jahresschluß (8. 1932)

266 Der Angriff des Oberbefehlshabers Ost gegen die russische Rarew-Front. 
lichkeit in Aussicht stellte, dort einen großen Erfolg zu erringen1). So war 
denn General von Falkenhayn am 11. Juni damit einverstanden, daß die 
„für die entscheidende Offensive nördlich des Njemen gewünschten zwei 
Divisionen, wenn nicht unvorgesehene Ereignisse" einträten, den Verbänden 
entnommen würden, die bei der 9. Armee herauszuziehen seien. 
2o.6t3 25.3«tti. Seitdem beschäftigte sich der Oberbefehlshaber O st vor allem 
mit dem Gedanken des Unternehmens gegen Kowno und der künftigen 
Operation nördlich des Njemen, bei der er als weiteres Ziel 
einen „Vormarsch nördlich an Kowno vorbei" im Auge hatte. Als er am 
20. Juni an die Oberste Heeresleitung meldete2), daß er den Gasangriff der 
9. Armee noch verschieben müsse und daher zwei Divisionen von der 
8. Armee und der Armee-Gruppe Gallwih statt von der 9. Armee nörd¬ 
lich des Njemen einsetzen wolle, hatte General von Falkenhayn 
„nach gegenwärtiger Lgge keine Bedenken". Der Oberbefehlshaber Ost 
glaubte sich in voller Übereinstimmung mit ihm und mußte darin noch 
bestärkt werden, als er am 25. Juni erfuhr, daß Generalfeldmarschall 
von Mackensen jetzt zwischen Bug und Weichsel nach Norden dm 
weichenden Feind „angreifen solle, wo er ihn finde", und daß General 
von Falkenhayn der Marine sogar von der Möglichkeit späteren Vor¬ 
gehens gegen Riga gesprochen hatte, wobei er die Unterstützung der 
Ostsee-Flotte in Anspruch nehmen wollte. Das ging noch über die bis 
dahin gehegten Pläne des Oberbefehlshabers Ost hinaus, der Mitau als 
Ziel für den linken Flügel in Aussicht genommen hatte. 
28. Juni. Zn dieser Lage erhielt der Oberbefehlshaber Ost die durch den Vor¬ 
schlag des Generalobersten von Conrad veranlaßte Anfrage des Generals 
von Falkenhayn vom 28. Juni2). In ihr hieß es: Der von Ost¬ 
galizien her ausgeübte Druck müsse aus dem linken Weichsel-Ufer bald fühl¬ 
bar werden. Die Armee-Abteilung Woyrsch solle gegen die Weichsel ober- 
halb der Pilica-Mündung vorgehen. „Seine Majestät nimmt an, daß auch 
die Euerer Exzellenz unterstellten Truppen in Erweiterung der Weisung vom 
16. April1) bei der Operation werden mitwirken können." Dabei könne neben 
der schon eingeleiteten Unternehmung gegen Kowno „als besondere Ma߬ 
nahme zu einem gegebenen Zeitpunkt die rücksichtslose Entblößung der jetzt 
durch die 9. Armee gehaltenen Front und ein Vorstoß mit den so erhaltmen 
Kräften, sei es längs der Pilica bis über die Weichsel, sei es gegen eine 
Stelle der unteren Narew-Linie, in Frage kommen. Der Feind würde aus 
der Schwächung der Vzura- und Rawka-Stellung keinen wesentlichen Nutzen 
0 S. 126 f. — 2) S. 128. — 3) S. 261. — 0 S. 103 u. Band VII, S. 362.
	        
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