Volltext: Die Operationen des Jahres 1915 ; [2]. Die Ereignisse im Westen im Frühjahr und Sommer, im Osten vom Frühjahr bis zum Jahresschluß (8. 1932)

Das Streben, die Gesamtoperationen zu unterstützen. 
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Daher komme, wie auch General Ludendorff schon geäußert habe1), nur 
der Angriff südlich der Pilica in Frage. Cr bat um Stellungnahme zu 
diesem Plane und fragte, ob es möglich sei, dafür vier Divisionen aus der 
Narew-Front freizumachen. Der Oberbefehlshaber Ost stimmte 
den operativen Ausführungen „vollkommen" zu, hatte aber Bedenken wegen 
der Abgabe noch weiterer Kräfte, als bereits vereinbart war, denn die Front 
werde schon danach so dünn sein, daß sie nur dank stark ausgebauten vorderen 
Linien und rückwärtigen Stellungen gehalten werden könne. 
Am 1. Juni bat General von Falkenhayn, die 9. Armee in i.su»t. 
nächster Zeit nicht in ihrem Bestände zu schmälern, da er „im Falle drin¬ 
gender Not" auf alle bei ihr entbehrlichen Kräfte zurückgreifen müffe, um 
sie „im Süden" zu verwenden. Im Kriegstagebuch des Oberkomman¬ 
dos O st wurde dazu vermerkt, daß nunmehr insgesamt neun russische 
Divisionen8) von der eigenen Front an die galizische verlegt worden seien. 
Der Schwerpunkt der Kämpfe sei damit nach dem Südosten verschoben. Der 
Oberbefehlshaber sehe seine Aufgabe jetzt darin, sich mit möglichst geringen 
Kräften zu halten und durch Abgabe von Truppen die Entscheidung zu 
unterstützen. Die Schaulen-Gegend und Libau aufzugeben, sei dazu einst¬ 
weilen noch nicht nötig8). 
Am 2. Juni teilte General von Falkenhayn mit, daß der 2.tmi.suni. 
Angriff südlich der Pilica nicht mehr in Frage komme, da die Wider¬ 
standskraft des Gegners in Galizien nachlasse. Dagegen regte er am fol¬ 
genden Tage an, die dortigen Kämpfe durch Wiederholung des Gas- 
abblasens1) der 9. Armee und vielleicht auch durch Unternehmungen „nörd¬ 
lich der Weichsel" zu unterstützen, die er für aussichtsvoll hielt, da die 
Russen durchweg unter Munitionsmangel litten. Der Oberbefehls¬ 
haber Ost beurteilte die Aussichten nach den bisherigen Erfahrungen 
doch nicht so günstig und antwortete daher am 4. Juni: „Die mir unter¬ 
stellten Armeen greifen nach Möglichkeit an. Nachdem ich aber der Gesamt¬ 
lage zufolge dauernd Kräfte abzugeben habe, verfüge ich zur Zeit außer 
bei der 9. Armee und nördlich des Njemen nicht mehr über hinreichende 
Reserven zu einem wirkungsvollen Angriff." General von Falkenhayn, 
der diese Darlegungen nicht als stichhaltig ansah, verzichtete auf eine 
Entgegnung. Bald darauf schien sich die Lage nördlich des Njemen 
so günstig zu gestalten, daß der Oberbefehlshaber Ost doch die Mög- 
r) Besprechung vom 23. Mai 1915 (S. 122). 
4 III. tauf. Korps (21. u. 52. Div.); 3. Garde-, 8., 51., 62., 63., 77. u. 13. sib. 
Div. — Die Oberste Heeresleitung rechnete am 4. Juni mit elf bis zwölf Divisionen. 
Tatsächlich waren es zehn (nach Abzug von zwei wieder zurückgegebenen); man war 
also gut unterrichtet. — 3) S. 124 ff. — *) S. 135.
	        
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