Volltext: Die Operationen des Jahres 1915 ; [2]. Die Ereignisse im Westen im Frühjahr und Sommer, im Osten vom Frühjahr bis zum Jahresschluß (8. 1932)

268 Der Angriff des Oberbefehlshabers Ost gegen die russische Narew-Front. 
29. und da er drei vorbereitete Stellungen, zuletzt die von der Weichsel nördlich der 
so. Zum. Piliea-Mündung über Piaseczno—Nadarzyn—Blonie laufende, überwinden 
müßte. Herausziehen weiterer Kräfte der 9. Armee ist deshalb vom 
2. Juli ab angeordnet. Auch auf eine Verstärkung und Offensive der 
Armee-Gruppe Gallwitz habe ich verzichtet. Ob nun der Stoß in Gegend 
Osowiec, in Gegend Kowno oder noch nördlicher erfolgen wird, mache ich 
von den bereits angeordneten Erhebungen abhängig. Meinen endgültigen 
Entschluß werde ich baldmöglichst melden. Ich bitte um Mitteilung, auf 
wieviel Landsturm-Regimenter ich rechnen kann und wann sie eintreffen 
würden." 
Statt des Angriffs bei Kowno und nördlich des Rjemen konnte, 
wie General Ludendorff später schrieb^), auch ein solcher über Osowiec— 
Grodno, vielleicht auch noch über Lomza in Frage kommen, wie er 
schon im Anschluß an die Winterschlacht geplant gewesen war. Solche 
Offensive konnte entscheidende Wirkung haben, sie führte „auf räumlich 
kürzestem Wege in den Rücken des aus Ostgalizien zwischen Weichsel und 
Bug zurückweichenden russischen Heeres". Gerade deshalb war aber auch 
mit „ernstem Widerstand in der taktisch schon an und für sich sehr starken 
und vermutlich auch stark besetzten Linie Osowiec—Grodno" zu rechnen, 
und es fragte sich daher sehr, ob der Angriff über die breite Sumpfniederung 
des Vobr Aussicht auf Erfolg haben könne. Bevor sich der Oberbefehls¬ 
haber Ost endgültig entschied, berief er die Generalstabschefs der für den 
Angriff in Frage kommenden Armeen (Armee-Gruppe Gallwitz, 8., 10. und 
Rjemen-Armee) auf den 30. Juni nach Lötzen, um sie über die Angriffs¬ 
möglichkeiten in ihren Abschnitten zu hören. Dabei legte Oberst Graf 
von Schwerin') für die 8. Armee dar, daß der Angriff bei Osowiec der 
Geländeverhältniffe wegen nicht möglich sei; er empfahl die Offensive 
auf Lomza und westlich. Diese Zwischenlösung wurde aber nicht weiter 
erörtert'), vielmehr sprach sich Generalleutnant Ludendorff unter 
diesen Umständen entschieden für die Offensive im Rjemen-Gebiet und 
gleichzeitige Durchführung des gegen Kowno beabsichtigten überraschenden 
9 Erinnerungen, S. 114. — -) Mitteilung des Generalmajors a. D. Grafen 
von Schwerin vom Sommer 1931 an baß Reichsarchiv. 
3) Rach einer Mitteilung des Generals Ludendorff vom Dezember 1931 an das 
Reichsarchiv sei das dortige teils tief sandige, teils sumpfige und äußerst wegearme 
Waldgelände nach den Erfahrungen der Frühjahrskämpfe als ungeeignet für die Be¬ 
reitstellung größerer Truppenmaffen bekannt gewesen. Dieselbe Auffassung vertritt 
General von Gallwih (S. 278 f.), während General Graf Schwerin in einer Zuschrift 
vom Sommer 1931 an das Reichsarchiv die Verhältnisse günstiger beurteilt und meint, 
daß eine große Offensive auch gegen die Front Rowogrod—Lomza ausführbar ge¬ 
wesen wäre.
	        
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