266 Der Angriff des Oberbefehlshabers Ost gegen die russische Rarew-Front. lichkeit in Aussicht stellte, dort einen großen Erfolg zu erringen1). So war denn General von Falkenhayn am 11. Juni damit einverstanden, daß die „für die entscheidende Offensive nördlich des Njemen gewünschten zwei Divisionen, wenn nicht unvorgesehene Ereignisse" einträten, den Verbänden entnommen würden, die bei der 9. Armee herauszuziehen seien. 2o.6t3 25.3«tti. Seitdem beschäftigte sich der Oberbefehlshaber O st vor allem mit dem Gedanken des Unternehmens gegen Kowno und der künftigen Operation nördlich des Njemen, bei der er als weiteres Ziel einen „Vormarsch nördlich an Kowno vorbei" im Auge hatte. Als er am 20. Juni an die Oberste Heeresleitung meldete2), daß er den Gasangriff der 9. Armee noch verschieben müsse und daher zwei Divisionen von der 8. Armee und der Armee-Gruppe Gallwih statt von der 9. Armee nörd¬ lich des Njemen einsetzen wolle, hatte General von Falkenhayn „nach gegenwärtiger Lgge keine Bedenken". Der Oberbefehlshaber Ost glaubte sich in voller Übereinstimmung mit ihm und mußte darin noch bestärkt werden, als er am 25. Juni erfuhr, daß Generalfeldmarschall von Mackensen jetzt zwischen Bug und Weichsel nach Norden dm weichenden Feind „angreifen solle, wo er ihn finde", und daß General von Falkenhayn der Marine sogar von der Möglichkeit späteren Vor¬ gehens gegen Riga gesprochen hatte, wobei er die Unterstützung der Ostsee-Flotte in Anspruch nehmen wollte. Das ging noch über die bis dahin gehegten Pläne des Oberbefehlshabers Ost hinaus, der Mitau als Ziel für den linken Flügel in Aussicht genommen hatte. 28. Juni. Zn dieser Lage erhielt der Oberbefehlshaber Ost die durch den Vor¬ schlag des Generalobersten von Conrad veranlaßte Anfrage des Generals von Falkenhayn vom 28. Juni2). In ihr hieß es: Der von Ost¬ galizien her ausgeübte Druck müsse aus dem linken Weichsel-Ufer bald fühl¬ bar werden. Die Armee-Abteilung Woyrsch solle gegen die Weichsel ober- halb der Pilica-Mündung vorgehen. „Seine Majestät nimmt an, daß auch die Euerer Exzellenz unterstellten Truppen in Erweiterung der Weisung vom 16. April1) bei der Operation werden mitwirken können." Dabei könne neben der schon eingeleiteten Unternehmung gegen Kowno „als besondere Ma߬ nahme zu einem gegebenen Zeitpunkt die rücksichtslose Entblößung der jetzt durch die 9. Armee gehaltenen Front und ein Vorstoß mit den so erhaltmen Kräften, sei es längs der Pilica bis über die Weichsel, sei es gegen eine Stelle der unteren Narew-Linie, in Frage kommen. Der Feind würde aus der Schwächung der Vzura- und Rawka-Stellung keinen wesentlichen Nutzen 0 S. 126 f. — 2) S. 128. — 3) S. 261. — 0 S. 103 u. Band VII, S. 362.