Volltext: Die Operationen des Jahres 1915 ; [2]. Die Ereignisse im Westen im Frühjahr und Sommer, im Osten vom Frühjahr bis zum Jahresschluß (8. 1932)

Generaloberst v. Mackensen erbittet Einsatz d. Verstärkungen bei 11. Armee. 201 
dem Einsatz von Verstärkungen an jeder anderen Stelle sah er zudem einen 
„nicht wieder gut zu machenden Zeitverlust"*). 
Eine dritte Möglichkeit schwebte dem Chef des ö.-u. General- 
stabes vor. Dieser hatte zwar am 21. Mai in einer Aussprache in Teschen 
General von Falkenhayn gegenüber die Notwendigkeit anerkannt, die An¬ 
griffskraft der Russen durch weitere Schläge in Galizien zu lähmen2), sich 
dann aber am 23. Mai schriftlich dahin geäußert, daß der Wunsch, „mit 
den russischen Kräften möglichst weitgehend abzurechnen", seine Grenze an 
der dringenden Forderung finden müsse, „die Italiener nicht bis in jene 
Gebietsteile vordringen zu lasten, bei deren Verlust die Monarchie vital 
getroffen und die Führung des Krieges überhaupt unmöglich gemacht, der 
Krieg somit zugunsten unserer Gegner entschieden wäre". Bei dieser 
Grundeinstellung war General von Conrad nicht abgeneigt, von weit¬ 
reichenden Operationen auf dem Kriegsschauplätze nördlich der Karpaten 
Abstand zu nehmen und sich mit der Erreichung und Sicherung des bisher 
erstrebten Operationszieles, der San—Wisznia—Dniester-Linie, zu be¬ 
gnügen. Hierzu erschien es ihm im Augenblick als das Wichtigste, die ö.-u. 
4. Armee, die durch den erfolgreichen Gegenangriff der Russen bei Sieniawa 
in eine schwierige Lage geraten war, unmittelbar zu stützen. Auch für den 
Fall der Fortsetzung der Offensive über San und Wisznia versprach er sich 
größeren Erfolg, wenn der Nachdruck auf das Vorgehen der ö.-u. 4. Armee 
gelegt wurde, da er glaubte, daß die Grodeker Seenkette einem Angriff außer¬ 
ordentliche Schwierigkeiten bereiten würde. Cr regte daher in einer Aus¬ 
sprache mit General von Falkenhayn am 30. Mai in Pleß den Einsatz der so. M-u »t# 
Verstärkungen bei dieser Armee an. 1*3ttnt* 
Am gleichen Tage wurde Ober st Tappen zum Armee-Oberkom¬ 
mando 11 nach Iaroslau entsandt, um besten Ansicht einzuholen. General¬ 
oberst von Mackensen und sein Generalstabschef vertraten trotz der zur Zeit 
noch unentschiedenen Kampftage an der San- und Wisznia-Front die 
gleiche Anschauung wie der Chef der Operationsabteilung. In seiner 
schriftlichen Stellungnahme vom 31. Mai machte der Oberbefehlshaber der 
11. Armee gegen den Einsatz von Verstärkungen bei der Armee-Abteilung 
Woyrsch geltend, daß dort eine Offensive spätestens nach geglücktem 
Weichselübergang vor schnell zusammengezogenen russischen Kräften zum 
Stehen kommen und somit keine Wirkung auf die Dniester-Front ausüben 
würde. Wörtlich hieß es dann: „Ein Stoß über Iaroslau wird jene beab¬ 
sichtigte Wirkung schneller herbeiführen. Cr hat nicht mit einer besetzten 
0 Aus nichtveröffentlichten Kriegserinnerungen des jetzigen Generalleutnants 
a. D. Tappen. — 2) S. 10.
	        
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