Volltext: Die Operationen des Jahres 1915 ; [2]. Die Ereignisse im Westen im Frühjahr und Sommer, im Osten vom Frühjahr bis zum Jahresschluß (8. 1932)

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Die Front des Oberbefehlshabers Ost bis zum 2. Juli. 
Btszumr.Zult. Bei der 10. und Njemen-Armee vergingen die Tage bis zum 
2. Juli mit Vorbereitungen für den Einsatz der in Aussicht gestellten 
Verstärkungen. Bei der 10. Armee brachte ein gut gelungenes örtliches 
Angriffsunternehmen der Brigade des Obersten Baron Digeon von Mon- 
teton1) am 1. Juli bei Kalwarja mehr als 700 Gefangene. Bei der 
Njemen-Armee wurde der Gegner auf dem Nordflügel der Gruppe Morgen 
an der mittleren Windau unter Einsatz der von der 9. Armee neu eingetrof¬ 
fenen 8. Kavallerie-Division etwas zurückgedrängt. Hier schien sich der 
Feind auf weiteren Rückzug vorzubereiten. Ein Generalstabsoffizier des 
Oberbefehlshaber Ost schrieb am 27. Juni nieder2): „Eine Meldung von 
gestern können wir uns noch nicht erklären: Zn der Gegend von Frauenburg 
soll alles brennen, und aus Windau wird alles hastig abgefahren. Ent¬ 
weder gehen die Russen dort zurück und vernichten alle Güter und Vorräte, 
oder eine Revolutionsbewegung ist auf die armen Deutschen abgelenkt. . . 
In Riga werden alle Fabriken nach dem Reichsinnern verlegt." 
Auch die Marine bereitete sich auf Fortführung der Operationen 
in Kurland vor, bei der ihr eine wichtige Rolle zufallen konnte. Sie war 
am 23.Juni von der Obersten Heeresleitung darauf hingewiesen 
worden, daß „späteres Vorgehen gegen Riga im Bereiche der Möglichkeit" 
liege. Damit und angesichts des Fehlens jeder Bahnverbindung von der 
deutschen Grenze bis zur russischen Querlinie Wilna—Schauten—Libau 
trat jetzt auch die Bedeutung von Libau stärker in den Vordergrund. Der 
Platz war so weit ausgebaut, daß er jedem russischen Angriff gewachsen und 
damit für den linken Heeresflügel wie für die Ostsee-Streitkräfte ein wichtiger 
Stützpunkt war. Der Oberbefehlshaber Ost wollte ihn, wie er der Obersten 
Heeresleitung am 21. Juni meldete, nunmehr unter allen Umständen halten, 
die Flotte ständig zwei ältere Linienschiffe dorthin legen. 
Über Libau dachte man aber künftig auch den Nachschub für den 
linken Flügel der Njemen-Armee zu leiten. Die Inbetriebnahme der von 
hier nach Schauten und Mitau führenden Bahnen konnte den Einsatz 
stärkerer Kräfte bei dieser Armee und eine vorwärtsschreitende Offensive er¬ 
leichtern. Da aber der Gegner fast alles rollende Material in Sicherheit 
gebracht hatte, wurden vom 28. Juni ab deutsche Lokomotiven und Güter¬ 
wagen über See nach Libau zugeführt2). Ein Gefahrenmoment blieb aller¬ 
dings die Strecke bis dorthin, die durch russische Unterseeboote 
gelegentlich unsicher gemacht wurde. Auch sonst zeigten sich die Russen zur 
1) Teile der 80. R. D.; deren Hauptteil befand sich bei der Div. Beckmann. 
2) Tagebuchaufzeichnung des jetzigen Obersten von Waldow. 
3) Seekrieg, Ostsee, Band II, S. 132 ff.
	        
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