Volltext: Die Operationen des Jahres 1915 ; [2]. Die Ereignisse im Westen im Frühjahr und Sommer, im Osten vom Frühjahr bis zum Jahresschluß (8. 1932)

Weitere Pläne gegen Kowno und Litauen. 
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kenhayn die beiden Divisionen frei. Im Stabe des Oberbefehlshabers Ost 
lebte man wieder auf und ging voller Hoffnung an die Vorbereitung der künf¬ 
tigen Operationen im Njemen-GebietP Über die weiteren Absichten heißt 
es im Kriegstagebuch unter dem 20. Juni, der Gegner verschiebe „langsam, 
aber unaufhaltsam seine Kräfte nach unserem linken Flügel". Der Stoß 
der Njemen-Armee solle gegen den feindlichen rechten Flügel mit den 
beiden Divisionen geschloffen geführt werden, nicht vor Anfang Juli. Ob 
dazu auch noch die 1. Garde-Reserve-Division von der Armee-Gruppe Gall- 
witz herangezogen werden könne, werde erwogen. „Beurteilung der Ge¬ 
samtlage: Dieser Druck auf den russischen Nordflügel ist um so erfolg¬ 
versprechender, als die Hauptkräfte des Feindes in Galizien gebunden und 
stark erschüttert sind." 
Der Oberbefehlshaber Ost erwog daneben aber auch die Möglichkeit, 
die Festung K o w n o zu nehmen. Zu einer Besprechung über diesen zuerst 
von General Litzmann angeregten Gedanken wurde der Erste Generalstabs¬ 
offizier der 10. Armee, Major Keller, am 21. Juni nach Lötzen gerufen. 
Dort wurde ihm eröffnet, die 3. Infanterie-Division, schwere Batterien und 
Velagerungsformationen könnten so zur Verfügung gestellt werden, daß 
sie Anfang Juli vor der Festung bereit wären. Im Hinblick auf Nach¬ 
richten, die über die geringe Zahl und Kampfkraft der Besatzung, die 
Minderwertigkeit der Artillerieausstattung und die moralische Wirkung der 
schweren in Galizien gefallenen Schläge vorlägen, halte es der Oberbefehls¬ 
haber Ost für möglich, die Festung unter Umständen durch Handstreich unter 
starker Artillerievorbereitung zu nehmen. Doch dürfe dabei kein erkennbarer 
Rückschlag eintreten; das Unternehmen müffe vielmehr so eingeleitet wer¬ 
den, daß beim Mißlingen des Handstreichs die Truppen zur Einleitung 
planmäßiger Belagerung bereitgestellt zu sein schienen. Major Keller gab 
im Auftrage des Generalobersten von Eichhorn die Möglichkeit eines Hand¬ 
streichs zu, doch erschienen ihm die Kräfte bei der Gefahr beiderseitiger 
Flankierung sehr gering. Er regte daher Aufrollen der feindlichen Front 
über Simno nach Süden oder Durchbruch über Preny gegen die Bahn 
Vialystok—Wilna an; für beide Operationen sei der Einsatz eines frischen 
Armeekorps nötig. Die letztere Operation verspräche übrigens beffere und 
schnellere Wirkung gegen die russische Front in Polen als der Einsatz wei¬ 
terer Kräfte nördlich des Njemen. Der Oberbefehlshaber Ost befahl aber, 
vorbehaltlich etwaiger Änderungen, den Handstreich gegen Kowno vor¬ 
zubereiten. 
0 Tagebuchaufzeichnung des jetzigen Obersten von Waldow vom 21. Juni 1915 
-+ Weltkrieg. VIII. Band. 9
	        
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