Volltext: Der Sammler 17. jahrg. 1921 (1921)

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auf unsere minderwertige Währung zu ermög 
lichen, was mit Dank anerkannt werden mutz. 
Die Versammlungen wurden in dem fest 
lich geschinückten Turnsaale der Mädchenschule 
(in Ort) abgehalten und war der große Saal 
jedesmal vollständig besetzt. Die dort gebrachten 
Berichte sowie die gehaltenen Vorträge über 
heimatkundliche Angelegenheiten imb Fragen des 
Heimatschutzes und des Volkstums, sowie noch 
manch andere Fragen wurden mit lebhaftestem 
Interesse aufgenommen und mit reichem Beifall 
belohnt. Uns Innviertler interessierte ganz be 
sonders der forinvollendete und hochinteressante 
Vortrag des Prof. Dr. Franz Berger aus Linz 
„Die Besiedelung des Jnnviertels", der sich über 
viele heimatkundliche Einzelheiten hinsichtlich der 
ältesten bajuwarischen Ansiedelungen, über alte 
Orts- und Personennamen nnd noch manch an 
deres verbreitete und ivohl den meisten Zuhörern 
viel Neues nnb Anregendes auf dem Gebiete der 
Heimatkunde geboten haben dürfte. Es ist lebhaft 
zu wünschen, daß dieser Vortrag durch den Druck 
allgemeine Verbreitung finden würde. 
An Vorträgen mit Lichtbildern im stabt. 
Lichtspielhaus? war zu hören und zu sehen „Das 
salzburgische Bauernhaus", „Altbayerns Bilder 
werke", Der Donaustil", „Wolfgang Huber, der 
Maler von Passau", alles sehr hübsche und in 
teressante Vorführungen. 
Mit der Tagung waren auch sehr lehrreich 
zusammengestellte Ausstellungen von Lichtbildern, 
Zeichnungen, Aquarellen, Oelbildern, Karten, 
Büchern und anderen Lehrmitteln ans dein hei 
mischen Arbeitsgebiete, sowie der heimatkundlichen 
Literatur verbunden. Unser heimischer Maler 
Preen-Osternberg war in den Ausstellungen 
„Bauernkunst im Jnnviertel" und bei „Volks 
typen aus dem Inn- und Waldgau" mit hübschen 
Bildern vertreten. Zahlreiche schöne Arbeiten in 
Malerei, Plastik und Kunstgewerbe zeigte die im 
großen Redoutensaale zusammengestellte Aus 
stellung „zeitgenössischer Werke aus dem Passauer 
Künstlerkreis". Auch der „Domschatz mit seinen 
kunsthistorisch hochinteressanten, alten Paramenten, 
Geräten, kirchlichen Kleidungen u. dgl. wurde den 
Besuchern der Tagung gezeigt und Herkunft und 
Kunststil der einzelnen Gegenstände besprochen. 
Für den Nachmittag des T. August standen 
Ausflüge nach dem Schlosse Neuburg, nach Schär 
ding zur Besichtigung der Stadt und des Mu 
seums, sowie eine Fahrt nach Obernzell am Pro 
gramm. Damit fand die in allen ihren Teilen 
schön und gelungen verlaufene Passauer Heimat- 
Tagung ihren Abschluß. Die nächstjährige Tagung 
der heimatkundkichen Vereine des Inn—Salzach 
gaues soll in Laufen a. d. Salzach stattfinden. 
Wie schon bemerkt, stand auch die Besich 
tigung von Stadt und Museum in Schärding 
auf der Tagesordnung der Heimat-Tagung. Schon 
an den Tagen unmittelbar vor der Passauer 
Versammlung kamen fremde Besucher aus Salz 
burg und Bayern, aber auch aus den deutschen 
Teilen Böhmens hieher, um sich Stadt und 
Museum anzuschauen. So besichtigten unter 
anderen auch der bekannte Heimatler p. Josef 
Straßer, Benediktiner von St. Peter in Salz 
burg, ein Mann, der sich um die Heimatbeweg 
ung von Salzburg und Umgebung schon viele 
Verdienste erworben hat, unser Museum zweimal 
in eingehendster'Weise und war voll des Lobes 
über das hier Gesehene. Am Vormittag des 
7. August konnten wir Heimatfreunde aus Ried 
und Braunau, insbesonders aber auch die Mit 
glieder des Salzburger Heimatbundes mit Präs. 
Dr. Nusko und Heimatschriftsteller Direktor 
Adrian im Museum begrüßen; am Nachmittag 
des erwähnten Tages kam eine große Zahl von 
Damen und Herren aus allen Teilen des Jnn- 
Salzachgaues und weit darüber hinaus nach 
Schärding, um Stadt und Museum zu besichtigen. 
Von Mitgliedern des Musealvereines in mehreren 
Partien begleitet und geführt, wurden die inte 
ressanten, alten Teile der Stadt besucht und so 
dann das Museum einer eingehenden Besichtigung, 
soweit dies die Zeit erlaubte, unterzogen. Bei 
allen jenen, die Schärding noch nicht gesehen und. 
gekannt hatten, hörte man bei der Führung durch 
die Stadt gar oft die Bemerkung, daß man nicht 
erwartet habe, hier ein so hübsches Stadtbild 
und einzelne so interessante alte Stadteile zu 
sehen. Ganz besonders aber war inan voll des 
Lobes über das Gebotene im Museum, über 
Ordnung, Einteilung und Unterbringung desselben 
und Fachmänner wie Prof. Dr. K. Kubitschek 
auS Prachatitz, der auf der Passauer Taguiig 
einen Vortrag über „Böhmerwälder Volkstum" 
gehalten hatte, Ing. Melnitzky aus Graz, sowie 
ein Professor der deutschen Kunstgewerbeschule in 
Pilsen, Leute, die schon viele der kleineren Stadt 
museen in Bayern und Oesterreich, sowie in den 
Böhmerwaldstädten gesehen haben, bezeichneten 
unser Museum geradezu als ein Schmuckkästchen. 
Außerdem erklärten diese Herren einzelne Teile 
unseres Stadtbildes und des Stadtinnern kunst 
historisch derart interessant, daß sie vorhaben, 
sowie es die Zeitverhältnisse erlauben, mit ihren 
Schülern Studienfahrten nach Schärding zu 
unternehmen. 
Wenn nun von fremder Seite die Schön 
heit mancher unserer alten Stadtörtlichkeiten 
so laut und lebhaft anerkannt wird, umsomehr 
müssen wir Schärdinger bestrebt sein, den beson- 
derechCharakterunseresHeimatorteszuerhalten und 
zu bewahren, zum mindesten aber nicht den alteil 
baulichen Charakter der Stadt durch unrichtig 
angebrachte oder fehlerhafte Neuerungen zu 
schädigen. 
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