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Der Krieg im Osten.
Hand ihrer Führer waren. Erst recht hatten die rumänischen Truppen eine
überraschende Kraft in der Abwehr wie in Gegenangriffen gezeigt. Schier
unerträgliche Hitze, Ausfälle durch Darmerkrankungen (5000 Mann in
Lazarettbehandlung) sowie Ungunst des Geländes hatten die Auf¬
gabe erschwert, zumal da die Truppen durchweg unmittelbar aus dem
Stellungskriege ohne entsprechende Ausbildung zum Angriff angesetzt
werden muhten. Dazu hatte sich schon bald die Flankierung vom östlichen
Sereth-üser bemerkbar gemacht. Aber auch die Angrisfsstreisen für den
entscheidenden ersten Stoh des rechten Flügels (fast fünf Kilometer je Di¬
vision) waren recht breit, die Artillerie-Ausstattung (etwa 20 Geschütze
aus den Kilometer) gering gewesen. Endlich aber war, wie Gefangene
aussagten, die Überraschung nicht geglückt. Der Hauptwiderstand scheint
erst hinter der Susita, also außerhalb der deutschen Artilleriewirkung gelegen
zu haben, so dah sich die beste Stoßkraft bereits erschöpft hatte, als man auf
ihn traf.
Unter diesen Umständen war der Kräfteeinsatz für die doppelte Ziel¬
setzung nicht nur der ganzen Offensive, sondern schon des ersten Tages:
Stoß nach Norden und gleichzeitige Gewinnung eines Brückenkopfes nach
Osten über den Sereth, zu gering gewesen. Nach dem unzureichenden
Ansangsergebnis aber war dem Angriff das übliche Schicksal beschieden:
er mußte sich durch die weiteren Stellungen und Widerstandslinien des
Gegners mit immer wieder neuer starker Artillerie-Vorbereitung „durch-
fressen"; damit verbundene mehrfache Schwerpunktverschiebungen und
Herbeischaffen der nötigen Munition erforderten Feit, die dem Gegner
zugute kam. Die zu erfolgreicher Durchführung solchen Kampfes nötigen
ftischen Reserven aber fehlten. So hat sich der mit großen Erwartungen
begonnene Angriff nach einigem Geländegewinn bald sestgelausen.
Für den Angriff bei der Gruppe Gerok gilt Ähnliches. Mit nur
einer einzigen, deutschen Division war hier aus größeren Erfolg nur zu
rechnen, wenn der zwei Tage vorher begonnene Angriff der 9. Armee die
erwartete Entlastung gebracht hätte. Dazu aber wären dort ganz andere
Anfangserfolge erforderlich gewesen, als tatsächlich erreicht wurden. So
machte sich die Wechselwirkung der beiden 50 Kilometer voneinander
entfernt geführten Angriffe kaum bemerkbar. Daran dürfte sich auch
nichts geändert haben, wenn das Alpenkorps — wie Major Wetzell dringen
befürwortet, General Ludendoff aber abgelehnt hatte der Gruppe
Gerok statt der 9. Armee zugeführt worden wäre.
Angesichts der unerwarteten Stärke des feindlichen Widerstandes
reichte der Kräfteeinsatz für die zu lösende Gesamtausgabe nicht aus. Das
Ergebnis der dreiwöchigen Angriffskämpfe beschränkte sich daraus, daß 16