Volltext: Die Geschichte des jüdischen Volkes in Europa (5, Europäische Periode ; Das späte Mittelalter ; 1927)

§ 28. Süditalien unter den Staufern; Anjous und Aragoniern 
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Bald brach in Rom zwischen Bonifazius und der Patrizierfamilie 
Colonna ein erbitterter Kampf aus, in dessen Verlauf alle Mittel der 
Inquisition mit ihrem raffinierten Spitzelwesen und ihren Feme 
gerichten in Anwendung kamen. Diesem Kampfe fiel unter anderen 
auch eines der angesehensten Mitglieder der jüdischen Gemeinde, 
Elias de Pomis, wohl ein Parteigänger des Geschlechtes der Colonna, 
zum Opfer: im Jahre 1298 wurde er hingerichtet und sein ganzes 
Vermögen eingezogen. Unter den willkürlichen Konfiskationen hatten 
übrigens um jene Zeit gar viele wohlhabende Juden zu leiden, die von 
den päpstlichen Spitzeln der Finanzierung der Opposition bezichtigt 
wurden. Mittlerweile stieß der übermütige Bonifazius, der durch seine 
herausfordernden Bullen („Jede Kreatur ist dem Papste untertan“ u. 
dgl. m.) alle Herrscher Europas gegen sich auf brachte, auf einen 
seiner durchaus würdigen Widersacher, auf den französischen Des 
poten Philipp den Schönen, und nun sollte es nicht nur zum Sturze 
des Papstes, sondern auch zu dem des Papsttums selbst kommen. Die 
Nachfolger des abgesetzten Bonifazius wurden aus Rom verbannt und 
mußten in französischer Gefangenschaft schmachten. Durch dieses 
„babylonische Exil der Päpste“ wurde im XIV. Jahrhundert für Rom 
und somit auch für die römischen Juden eine ganz neue politische 
Konstellation geschaffen. 
§ 28. Süditalien unter den Staufern, Anjous und Aragoniern 
Süditalien und Sizilien, wo schon in den vorhergehenden Jahr 
hunderten fremdländische Herrscher (Byzantiner, Araber und Nor 
mannen) immer wieder einander ablösten, stellte auch im XIII. Jahr 
hundert den Kampfplatz dreier Dynastien dar: der deutschen, fran 
zösischen und spanischen. Nur in der ersten Hälfte dieses Jahrhun 
derts gelang es dort für eine Zeit eine feste Gewalt zu begründen, 
die in den Händen des deutschen Kaisers Friedrich II. von Hohen 
staufen lag. Friedrich, dem das Königreich Neapel und Sizilien schon 
als väterliches Erbe zugefallen war und der den größten Teil seines 
Lebens in Italien zubrachte, wandte auch den dort ansässigen Juden, 
namentlich denen von Sizilien, nicht wenig Aufmerksamkeit zu. Er 
hielt sich hierbei folgerichtig an jenes System der Bevormundung 
seiner „Kammerknechte“, das er in Deutschland offiziell zum Prin 
zip erhob und das letzten Endes nur eine Fortentwicklung des von
	        
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