§ 28. Süditalien unter den Staufern; Anjous und Aragoniern 203 Bald brach in Rom zwischen Bonifazius und der Patrizierfamilie Colonna ein erbitterter Kampf aus, in dessen Verlauf alle Mittel der Inquisition mit ihrem raffinierten Spitzelwesen und ihren Feme gerichten in Anwendung kamen. Diesem Kampfe fiel unter anderen auch eines der angesehensten Mitglieder der jüdischen Gemeinde, Elias de Pomis, wohl ein Parteigänger des Geschlechtes der Colonna, zum Opfer: im Jahre 1298 wurde er hingerichtet und sein ganzes Vermögen eingezogen. Unter den willkürlichen Konfiskationen hatten übrigens um jene Zeit gar viele wohlhabende Juden zu leiden, die von den päpstlichen Spitzeln der Finanzierung der Opposition bezichtigt wurden. Mittlerweile stieß der übermütige Bonifazius, der durch seine herausfordernden Bullen („Jede Kreatur ist dem Papste untertan“ u. dgl. m.) alle Herrscher Europas gegen sich auf brachte, auf einen seiner durchaus würdigen Widersacher, auf den französischen Des poten Philipp den Schönen, und nun sollte es nicht nur zum Sturze des Papstes, sondern auch zu dem des Papsttums selbst kommen. Die Nachfolger des abgesetzten Bonifazius wurden aus Rom verbannt und mußten in französischer Gefangenschaft schmachten. Durch dieses „babylonische Exil der Päpste“ wurde im XIV. Jahrhundert für Rom und somit auch für die römischen Juden eine ganz neue politische Konstellation geschaffen. § 28. Süditalien unter den Staufern, Anjous und Aragoniern Süditalien und Sizilien, wo schon in den vorhergehenden Jahr hunderten fremdländische Herrscher (Byzantiner, Araber und Nor mannen) immer wieder einander ablösten, stellte auch im XIII. Jahr hundert den Kampfplatz dreier Dynastien dar: der deutschen, fran zösischen und spanischen. Nur in der ersten Hälfte dieses Jahrhun derts gelang es dort für eine Zeit eine feste Gewalt zu begründen, die in den Händen des deutschen Kaisers Friedrich II. von Hohen staufen lag. Friedrich, dem das Königreich Neapel und Sizilien schon als väterliches Erbe zugefallen war und der den größten Teil seines Lebens in Italien zubrachte, wandte auch den dort ansässigen Juden, namentlich denen von Sizilien, nicht wenig Aufmerksamkeit zu. Er hielt sich hierbei folgerichtig an jenes System der Bevormundung seiner „Kammerknechte“, das er in Deutschland offiziell zum Prin zip erhob und das letzten Endes nur eine Fortentwicklung des von