Volltext: Die Geschichte des jüdischen Volkes in Europa (5, Europäische Periode ; Das späte Mittelalter ; 1927)

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Drittes Kapitel 
Die geistigen Strömungen in Spanien und 
Frankreich im XIII. Jahrhundert 
§ 1U. Die Maimonisten und ihre Gegner 
In den beiden Hegemoniezentren des Judentums, in Spanien und 
Frankreich, war das XIII. Jahrhundert trotz des zunehmenden kirch 
lichen Druckes eine Periode regsten geistigen Lebens. In Spanien war 
dies eine Folge der in der vorangegangenen arabischen Epoche er 
blühten literarischen Renaissance, die in der großartigen Synthese des 
Maimonides ihren Höhepunkt erreichte; in Nordfrankreich wirkte da 
gegen noch immer der Einfluß der von Raschi und den Tossafisten 
begründeten talmudischen Schule nach. Zwischen den beiden Ländern 
lag aber, politisch und kulturell aufs engste mit ihnen verbunden, die 
Provence mit ihren alten jüdischen Zentren, wo Elemente französi 
scher und arabisch-spanischer Kultur unmerklich ineinander übergin 
gen und wo der Kampf des konservativen Rabbinismus gegen das 
Freidenkertum gleichsam eine Parallele zu dem Kampf der Kirche 
gegen das Schisma der Albigenser bildete. Die umgebende geistige 
Atmosphäre blieb eben nicht ohne Einfluß auf die Gestaltung der 
geistigen Rewegungen innerhalb des Judentums selbst. In denselben 
Jahren, da der Papst Innocenz III. und die unter seinem Segen ge 
stifteten Mönchsorden eine alleuropäische klerikale Organisation zur 
Unterdrückung der die Kirchenautorität gefährdenden Glaubensströ 
mungen schufen, verschärften sich die konservativ-orthodoxen Ten 
denzen auch innerhalb der jüdischen Gemeinschaft. Die Wächter der 
Kirche ließen zu beiden Seiten der Pyrenäen Inquisitionstribunale zur 
Aburteilung der Freidenker erstehen; die Eiferer der Synagoge fahn 
deten ihrerseits nach der Ketzerei in ihrer eigenen Mitte und erblick 
ten sie in der sich frei entfaltenden Religionsphilosophie, die in dem
	        
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