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Die Ereignisse bis zum Jahresschluß beim Oberbefehlshaber Ost.
Hierzu wurde um einige schwerste Batterien dringend gebeten. Die Ver-
kürzung der Front sei um so nötiger, als der Oberbefehlshaber auch für den
eigenen Bedarf Reserven aus der Mitte herausziehen müsse, um den linken
Flügel zu stärken, da ein etwaiges Eindrücken der Front bei Mitau „von
schwerwiegenden Folgen sein würde".
«.B,«vber. General von Falkenhayn antwortete sofort: „Zweifellos würde
es vorteilhaft fein, wenn die gegenwärtige Stellung der Heeresgruppe
dauernd gehalten und außerdem noch ein Druck in Richtung Dünaburg
ausgeübt werden könnte." Stelle man aber die Frage, ob zu diesem Ende
die Zurückhaltung von Kräften zulässig sei, deren Ausfall an der West¬
front die deutsche Stellung gefährden könne, so sei sie unbedingt zu ver¬
neinen. Cr legte nahe, die Front nötigenfalls zu verkürzen durch Zurück¬
gehen in die Linie Smorgon—Dünaburg—Bausk oder auch in eine solche,
die von Smorgon geradeswegs nach Bausk laufe. An den Abgaben müsse
aber festgehalten werden; schwerste Geschütze könnten erst überwiesen wer¬
den, wenn sie nach Durchführung des Donau-Überganges an der serbischen
Front frei würden. Demgegenüber betonte der Oberbefehlshaber
O st am 7. Oktober, daß die zur Zeit eingenommene Stellung mit oder ohne
Kürzung bei Smorgon und Dünaburg bei weitem die günstigste sei, die ein¬
genommen werden könne. Sie sei mit einem Mindestmaß von Kräften zu
halten. Jede rückwärtige Stellung, die auf den Schutz der Düna verzichte,
würde mehr, zum mindesten aber die gleichen Kräfte erfordern wie die jetzige
Stellung ohne Kürzung der Front. Cr ließ es daher bei der bisher für die
Dauerstellung befohlenen Linie. Andererseits bestand General von Falken¬
hayn im weiteren Verlauf nicht auf der Abgabe aller im September ange¬
forderten Verbände; statt 13 wurden schließlich nur neun Infanterie-Divi¬
sionen abbefördert^).
nei9.oito6«. Inzwischen schlug die 10. Armee alle gegen ihren linken Flügel ge¬
richteten Angriffe ab. Ihre Kräfte wurden dadurch aber doch so in Anspruch
genommen, daß der Gedanke, Smorgon zu nehmen, am 11. Oktober end¬
gültig aufgegeben werden mußte. Auch wurde beiderseits der Disna, wo der
russische Druck andauerte, die nur dünn besetzte Front am 19. Oktober von
Kosjany um etwa 15 Kilometer bis Widsy zurückgenommen, wo die
Abwehrbedingungen nach Ansicht der Truppe günstiger lagen als in der
bisher gehaltenen vorderen Linie,
e.eis Bei der Rjemen-Armee war der Angriff auf Dünaburg,
i7. Dttober. die Kräfte reichten, fortgesetzt worden. Am 6., 7. und 8. Oktober
i) S. 524 Anm. 1. — 31., 42., 115. I. D. und 6. R. D. blieben beim Oberbefehls-
Haber Ost.