Volltext: Die Operationen des Jahres 1915 ; [2]. Die Ereignisse im Westen im Frühjahr und Sommer, im Osten vom Frühjahr bis zum Jahresschluß (8. 1932)

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Die Lage der Mittelmächte im Mai 1915. 
die ärmsten Vevölkerungsteile in Not versetzen mußte, waren von einer 
besonders errichteten Reichsstelle alle verfügbaren Kartoffeln aufgekauft 
worden. Daneben machte sich ernstliche Knappheit an Hafer fühlbar, 
die zu Beschlagnahmungen zugunsten der Heeresverwaltung zwang. Als 
der Hafermangel sich weiter verschärfte, mußte auch die Gerste beschlag¬ 
nahmt werden. Endlich hatte der Mangel an Zucker zur zentralen Ver¬ 
teilung des Rohzuckers geführt. Darüber hinaus aber mußte damit ge¬ 
rechnet werden, daß noch weitere Eingriffe in das freie Wirtschaftsleben 
notwendig sein würden, um die Versorgung des Heeres und der Bevölke¬ 
rung sicherzustellen. Die Zuschüsse aus den von deutschen Truppen b e - 
setzten landwirtschaftlichen Gebieten hatten bisher die Ernährung des 
Heeres erleichtert, und der eingeleitete planmäßige Anbau der Felder in 
Feindesland versprach bei der kommenden Ernte weitere Hilfe für das 
Heer, konnte jedoch die Heimat kaum wirksam entlasten. 
Auch in der Donau-Monarchie waren zuerst im Oktober 1914 
Crnährungsschwierigkeiten entstanden, die eine Schwächung der Kampfkraft 
des Verbündeten zur Folge hatten. Vbr dem Kriege bildeten Österreich 
und Ungarn eine Zolleinheit, bei der die agrarische Überproduktion Ungarns 
die in Österreich fehlenden Mengen an wichtigsten Lebens- und Futter¬ 
mitteln fast deckte. Im Kriege aber wurde auch die wirtschaftliche Lage 
Ungarns schwieriger. Als daher die ungarische Regierung zu Beginn 
des Jahres 1915 zur Beschlagnahme von Getreide, Mehl und Mais griff, 
während Österreichs wichtigste Agrargebiete Galizien und die Bukowina 
als Kriegsgebiete ausfielen, sah sich Österreich zu ähnlichen Maßnahmen 
wie Deutschland gezwungen. In langwierigen Verhandlungen wurde ver¬ 
sucht, Zuschüsse an Lebensmitteln aus Ungarn auch weiterhin zu erhalten 
und bei der Versorgung des gemeinsamen Heeres die österreichische Wirt¬ 
schaft zu entlasten. Trotzdem flössen die Zufuhren aus Ungarn immer 
spärlicher. Jedenfalls blieb die Crnährungslage Österreichs 
ein Gegenstand dauernder ernster Sorgen. 
Angesichts dieser Sachlage war es ein fühlbarer Schlag für das gesamte 
Wirtschaftsleben der Mittelmächte, als sich durch den Eintritt Italiens in 
den Krieg eine der wenigen, noch vorhandenen Cinfuhrpforten schloß. 
Dieser Rachteil fiel um so schwerer ins Gewicht, als sich die wirtschaftliche 
Gesamtlage Deutschlands, vor allem durch die nun bereits fast zehn Monate 
währende Unterbindung der Zufuhr über die Nordsee gerade in jenen 
Wochen außerordentlich schwierig gestaltet hatte. Eine weitere wesentliche 
Verschärfung der wirtschaftlichen Lage Deutschlands hatte in dieser Zeit die 
Eröffnung des Unterseeboots-Handelskrieges zur Folge'). 
i) Band VI, S. 425/426.
	        
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