Volltext: Die Operationen des Jahres 1915 ; [2]. Die Ereignisse im Westen im Frühjahr und Sommer, im Osten vom Frühjahr bis zum Jahresschluß (8. 1932)

302 Der Angriff des Oberbefehlshabers Ost gegen die russische Narew-Front. 
Die russischen Stellungen waren am 13. Juli, ebenso wie bisher, auf 
der 40 Kilometer breiten Angriffsfront im ganzen von nur zwei Divisionen, 
der 2.sibirischen des I. sibirischen Korps östlich, der 11. sibirischen des I. tur- 
kestanischen Korps westlich von Przasnysz, beseht, die zusammen 32 Batail¬ 
lone und etwa 100 Geschütze zählten. Als Reserve war die 1. sibirische 
Division des I. sibirischen Korps in der Nacht zum 12. Juli nach Makow 
vorgezogen worden und stand damit einen starken Tagemarsch hinter der 
Front; hinter der 11. sibirischen Division war eine turkestanische Brigade 
als Reserve bereitgestellt worden. Weitere Kräfte suchte man an mehr 
westlich gelegenen Abschnitten freizumachen. 
Am 13. Juli setzte sich östlich von Przasnysz die 2. sibirische Division 
gegen den Angriff von vier deutschen Divisionen kräftig zur Wehr. Im 
Raume von Przasnysz selbst wurde % 1. sibirische Division eingeschoben, 
westlich der Stadt die Abwehr der 11. sibirischen Division vor dem 
Angriff von zunächst fünf deutschen Divisionen schon frühzeitig in die 
Zwischenstellung von Czernice zurückgenommen. Der Widerstand begann 
aber trotz Einsatzes der turkestanischen Brigade auch hier schon nachmittags 
zusammenzubrechen; Teile fluteten in Auflösung zurück. Inzwischen befahl 
der Führer des I. sibirischen Korps den Rückzug in das über Krasnosielc— 
Podos nach Vogate verlaufende zweite Stellungssystem, und gegen Mitter¬ 
nacht ordnete General Litwinow den Rückzug der ganzen Armee an. Sie 
sollte die genannte Linie und ihre über Ciechanow auf Wyszogrod an der 
Weichsel laufende Verlängerung halten. Die Infanterie der 11. sibirischen 
Division war von 14 500 auf etwa 5000 Gewehre zusammengeschmolzen, 
auch die der 2. sibirischen Division hatte wohl ein Drittel ihres Bestandes 
eingebüßt. Rach russischer Auffassung ist die Gunst der Lage deutscherseits 
an diesem Tage nicht genügend ausgenutzt worden. Rur dadurch, daß die 
Deutschen im Angriff mehrfach haltgemacht hätten, sei es gelungen, die 
durch das überwältigende Artilleriefeuer aufs schwerste erschütterten russischen 
Truppen zu neuem Widerstände zu ordnen. In diesem Zusammenhange 
wird das Verfahren des Korps Plüskow, das den Angriff in der Nacht 
zum 14. Juli ohne Unterbrechung fortgeführt habe, russischerseits als be¬ 
sonders wirksam und daher vorbildlich hingestellt. 
i4.wtt»i5.Stttf. Bis zum Abend des 14. Juli stand das I. sibirische Korps (2. sibirische 
Division rechts, 1. links) von nordöstlich Krasnosielc, wo es Anschluß an den 
entsprechend zurückgebogenen Westflügel der 12. Armee hatte, bis westlich 
von Vogate zu neuer Abwehr bereit. Hier war bereits die mit der Bahn 
herangeführte 30. Infanterie-Division des IV. Korps im Eintreffen, außer¬ 
dem die 14. Kavallerie-Division hinter der Front bereitgestellt. Nach Westen 
schloß das ernstlich geschwächte I. turkestanische Korps an, dessen linker Flü-
	        
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