302 Der Angriff des Oberbefehlshabers Ost gegen die russische Narew-Front.
Die russischen Stellungen waren am 13. Juli, ebenso wie bisher, auf
der 40 Kilometer breiten Angriffsfront im ganzen von nur zwei Divisionen,
der 2.sibirischen des I. sibirischen Korps östlich, der 11. sibirischen des I. tur-
kestanischen Korps westlich von Przasnysz, beseht, die zusammen 32 Batail¬
lone und etwa 100 Geschütze zählten. Als Reserve war die 1. sibirische
Division des I. sibirischen Korps in der Nacht zum 12. Juli nach Makow
vorgezogen worden und stand damit einen starken Tagemarsch hinter der
Front; hinter der 11. sibirischen Division war eine turkestanische Brigade
als Reserve bereitgestellt worden. Weitere Kräfte suchte man an mehr
westlich gelegenen Abschnitten freizumachen.
Am 13. Juli setzte sich östlich von Przasnysz die 2. sibirische Division
gegen den Angriff von vier deutschen Divisionen kräftig zur Wehr. Im
Raume von Przasnysz selbst wurde % 1. sibirische Division eingeschoben,
westlich der Stadt die Abwehr der 11. sibirischen Division vor dem
Angriff von zunächst fünf deutschen Divisionen schon frühzeitig in die
Zwischenstellung von Czernice zurückgenommen. Der Widerstand begann
aber trotz Einsatzes der turkestanischen Brigade auch hier schon nachmittags
zusammenzubrechen; Teile fluteten in Auflösung zurück. Inzwischen befahl
der Führer des I. sibirischen Korps den Rückzug in das über Krasnosielc—
Podos nach Vogate verlaufende zweite Stellungssystem, und gegen Mitter¬
nacht ordnete General Litwinow den Rückzug der ganzen Armee an. Sie
sollte die genannte Linie und ihre über Ciechanow auf Wyszogrod an der
Weichsel laufende Verlängerung halten. Die Infanterie der 11. sibirischen
Division war von 14 500 auf etwa 5000 Gewehre zusammengeschmolzen,
auch die der 2. sibirischen Division hatte wohl ein Drittel ihres Bestandes
eingebüßt. Rach russischer Auffassung ist die Gunst der Lage deutscherseits
an diesem Tage nicht genügend ausgenutzt worden. Rur dadurch, daß die
Deutschen im Angriff mehrfach haltgemacht hätten, sei es gelungen, die
durch das überwältigende Artilleriefeuer aufs schwerste erschütterten russischen
Truppen zu neuem Widerstände zu ordnen. In diesem Zusammenhange
wird das Verfahren des Korps Plüskow, das den Angriff in der Nacht
zum 14. Juli ohne Unterbrechung fortgeführt habe, russischerseits als be¬
sonders wirksam und daher vorbildlich hingestellt.
i4.wtt»i5.Stttf. Bis zum Abend des 14. Juli stand das I. sibirische Korps (2. sibirische
Division rechts, 1. links) von nordöstlich Krasnosielc, wo es Anschluß an den
entsprechend zurückgebogenen Westflügel der 12. Armee hatte, bis westlich
von Vogate zu neuer Abwehr bereit. Hier war bereits die mit der Bahn
herangeführte 30. Infanterie-Division des IV. Korps im Eintreffen, außer¬
dem die 14. Kavallerie-Division hinter der Front bereitgestellt. Nach Westen
schloß das ernstlich geschwächte I. turkestanische Korps an, dessen linker Flü-