Die entscheidende Besprechung in Posen.
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auf dem östlichen Weichsel-Ufer aus der Gegend von Przasnysz und nicht
von Kowno her"P Der Kaiser teilte diese Auffassung. Angesichts der
Gefamtlage wie der besonderen Verhältnisse des russischen Kriegsschauplatzes
war auch er durchaus der Ansicht, daß der Angriff über den Narew weit
bessere Aussichten biete als bei Kowno. Nach dem Vortrage des Generals
von Falkenhayn empfing der Kaiser Gew
bürg und Generalleutnant Ludendorff.
rralfeldmarschall von Zinden -
Der Oberbefehlshaber Ost trug
in Gegenwart des Generals von Falkenhayn über die Gesamtlage im Osten
und über seine Absichten entsprechend der
dorff vor. Es war seit dem Winter das
geben war, zur Frage der großen Opera
seine Auffassung darzulegen. Cr schlug die Offensive der zu verstärkenden
Njemen-Armee vor unter gleichzeitigem
würfe des Kaisers hin gab er aber zu, t
ob man an der Narew^Front oder nördlich des Njemen angreifen sollte"2)
Cr glaubte dabei zum Nutzen des Ganzen zu handeln, wenn er zur Ver¬
meidung weiterer unerwünschter Reibung
sichten des Chefs des Generalstabes des
gäbe, um den eigenen Plan zu gegebener
Dann führte der Kaiser seine Ab
— wie Generaloberst von Plessen dam
scheidung für die Offensive aus der Gegend von
Przasnysz gefallen war ... Auf alle Fälle kommt auf diese Weise der
Nähe wegen die Einwirkung fühlbarer und schneller zur Geltung, als solche
von Kowno her erfolgen kann".
Cin schriftlicher Befehl, der die Aufgabe des Oberbefehlshabers Ost
klar umrissen hätte, ist nicht gegeben worden, und so gehen die Auffassungen
über das Ergebnis der Besprechung in manchen Einzelheiten auseinander2).
Denkschrift des Generals Luden¬
erstemal, daß ihm Gelegenheit ge-
ionen dem Obersten Kriegsherrn
Angriff gegen Kowno; auf (Ein¬
aß es „mehr Gefühlssache wäre.
en den Widerstand gegen die Ab-
Feldheeres einstweilen auf-
Zeit wieder aufzugreifen.
'ichten des näheren aus, „womit"
als niederschrieb — „die Cnt-
H Tagebuchaufzeichnung des Generalobersten von Plessen, der dem Vortrage
beiwohnte, vom 2. Juli 1915.
2) von Falkenhayn, S. 98. Diese Worte finden sich zuerst in einem Telegramm
des Generals von Falkenhayn an den Oberbefehlshaber Ost vom 8. Oktober 1915.
General Ludendorff bestätigte den Hergang durch eine Mitteilung vom Dezember 1931
an das Reichsarchiv. Cs steht aber dahin, ob die Worte vom Kaiser oder vom
Generalseldmarschall von Hindenburg gesprochen worden sind (vgl. von Hindenburg,
S. 127 s.).
3) Abgesehen von der Tagebuchaufzeichnung des Generalobersten von Plessen
sind nur noch folgende Unterlagen aus jenen Tagen vorhanden: General Ludendorff
vermerkte unter der Denkschrift vom 1. Juli: „Vortrag gehalten am 2. Juli Seiner
Majestät durch den Generalfeldmarschall. Seine Majestät hat im Sinne der Ziffer 3
entschieden." — In einem abends eingehenden Telegramm der Ober st en