Der russische Gegenangriff am Dniester.
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zu verwirklichen war. Vor der ganzen 7, Armee wie auch vor dem rechten
Flügel der Südarmee ging der Feind kampflos in Cile auf den Dniester
zurück. Die Divisionen des Generals von Pflanzer-Baltin folgten bis in
die Linie Ascie—Gwozdziec—Otchnia. Das Korps Gerok erreichte abends
Stanislau und Iamnica. Nur auf den Höhen westlich von Iezupol und
südwestlich und westlich von Halicz widerstand der Gegner in verstärkten
Stellungen den Truppen des Feldmarschalleutnants Hofmann und des
Generals von Conta. Gegen die auf dem nördlichen Dniester-Ufer stehen-
den Divisionen des Korps Vothmer und die Gruppe Szurmay aber führten
die Russen starke Kräfte mit zahlreicher Artillerie zum Angriff vor.
Glücklicherweise war die befohlene Ablösung der 3. Garde-Infanterie-
Division durch die ungarische 40. Infanterie-Division auch am Morgen
des 8. Juni noch nicht völlig durchgeführt; bei Hrehorow und Czeremchow
standen noch vier preußische Bataillone in vorderster Linie. Da sich der
gegenüberliegende Feind dauernd verstärkte, schien es nicht angängig, sie
jetzt noch herauszuziehen. Weitere zwei Bataillone mußten aus die Nach¬
richt vom Zurückgehen der Sicherungen südlich von Zydaczow als Flanken¬
schuh nach Holeszow entsandt werden. Unter diesen Umständen kam ein
Abmarsch der 3. Garde-Infanterie-Division nach Czahrow einstweilen nicht
in Frage. Cr mußte bald ganz aufgegeben werden; denn gegen Mittag
brachen die Rusien nach kräftiger Artillerievorbereitung auf der ganzen
Front zum Angriff vor. Während sie bei Hrehorow und Czeremchow
im deutschen Abwehrfeuer liegen blieben, gelang es ihnen, die anschließend
bis Vortniki sichernden schwachen ungarischen Bataillone im ersten Anlauf
zu durchstoßen und über Molodynce beiderseits der Bahn nach Südosten
sowie nach Süden auf Holeszow vorzudringen. Da gleichzeitig auf dem
entgegengesetzten Flügel die 38. Infanterie-Division in die Linie Kozara—
Wiszniow zurückgedrängt wurde, mußte nachmittags auch die deutsche
Mitte nach Nowoszyn zurückgenommen werden. Die Lücke zwischen ihr
und der 38. Infanterie-Division schloß die 1. Kavallerie-Division. Für
den nächsten Tag rechnete General Graf von Vothmer mit einer Fortsetzung
der feindlichen Offensive.
In dem Winkel zwischen Dniester und Stryj konnte hingegen die
Lage im Laufe des 8. Juni wiederhergestellt werden. Der Gegner, deffen
Stärke weit überschätzt worden war, ging in seine Vrückenkopfstellungen
zurück; die bisherige Sicherungslinie Zurawkow—Hnizdyczow wurde wieder
eingenommen. Westlich des Stryj hatte die Gruppe Szurmay noch während
der Nacht die russischen Gräben beiderseits der Lemberger Bahn und das
Dorf Horucko erstürmt, nachmittags warf sie aber ein starker Gegenstoß bis
in und über ihre Ausgangsstellungen zurück.
t Weltkrieg. VIII. Band. 14