Volltext: Diarium oder Beschreibung der völligen Reis aus Oberösterreich in das Königreich Ungarn Und wiederum zurück

19 Dieser Orten werden die Zigeiner geduldet, als welche vor der Festung Gran bis ganz an die Palisaden in einer großen Menge von Stroh und Reisig aufgerichte Hütten bewohnen, in denen selben zur kalten Zeit Tag und Nacht Feuer brennen und dennoch nit erhört wird, dass jemals diese liederliche Hütten von denen kontinuierlich brennenden Feuer im geringsten angegriffen werden. Den 9. Novembris als an einem Sonntag früh um 7 Uhr hat uns ein Priester aus der Societät Jesu, deren zween da waren, auf unser bewegliches Bitten zu Gran Mess gelesen in einer Kapellen, zu zuvor eine türkische Moschea gewesen, worinnen der Alcoran noch eingemauerter zu sehen war. Als wir uns in die Kapellen verfügten, erblickten wir in der Finster nächst der Kapellen auf einem Mist den obern halben Teil eines schönen, ungefähr 7jährigen Knäbleins, so von denen Hunden oder anderen Tieren oder vielleicht von denen Raizen selbsten, als welche keine Lebensmittel hatten, muss umgebracht und halb gefressen worden sein. Diesen Vormittag um 10 Uhr gingen wir von Gran per Wasser auf einem Schiffel, so uns der Granische Dreißiger verschafft hatte. Er gab uns zu Schiffleiten 3 Haiduken und seinen Diener, welcher das Schiff regierte und von denen Ungarn in dieser seiner Funktion Kermanisch, auf teitsch der Steuerer, genannt wurde. Ein halb Stund unterhalb Gran mussten wir Wind feiern in einer kleinen Insul. Wir hatten aber wegen des erschrecklichen, grausamen Winds wohl 3 Stund zu tun, bis wir ermeldte Insul erreichet. Der Wind war so stark, dass wir alle aussteigen und das Schiff abwärts ziehen mussten. Da war es in etwas entsetzlich, indem wir zu besorgen hatten, ob nit etwa sich einige Stuhlweißenburger Türken, weilen diese Festung Stuhlweißenburg noch in ihren Händen war, möchten blicken lassen, denen wir unmöglich hätten entweichen können, wann wir anderst nit hätten wollen von denen grausamen Wellen der Donau verschlungen werden. Nachdem wir etliche Stund in berührter Insul, in welcher wir vor denen Türken sicher waren, zugebracht, hat sich der Wind gelegt, worauf wir gleich unsere Reis fortgesetzt und im Vorbeifahren unterschiedliche Örter als Sobmarot und Vicegrad zu Gesicht bekumben haben.
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