Volltext: Die Zweierschützen im Weltkrieg 1914 - 1918 2. Heft (2. Heft / 1931)

spannen sich hohe Mauern, die die einzelnen Deckungen 
verbinden. In der Mitte dieses Abschnittes erhebt sich 
eine merkwürdige Felsbildung, das Labyrinth. Hohe, 
seltsam geformte Felsen lassen enge, vielfach gewundene 
Gänge frei. Der Baueifer des Zugskommandanten 
Leutnant Schausberger hat dieses Labyrinth zu einem 
festen Stützpunkt ausgebaut. Jeder, der nach außen 
führenden Gänge ist durch eine mannshohe, mit 
Schießscharten versehene Brüstung abgeschlossen, so daß 
ans dem Labyrinth ein granatenficheres Fort geworden 
ist. In ähnlicher Weise sind bei beiden Zügen andere 
Felspartien ausgestaltet. 
Die Feuerstellung des 2. Zuges, die eng an die 
Borkuppen des Belki Lerne 2 anschließt, ist ähnlich aus» 
gebaut wie die des ersten Zuges. Auch hier die pito- 
resken Felsgruppen, die hohen Mauern, die stark über 
dachten Steindeckungen, die Schneewälle, die der Bau 
tätigkeit des Zugskommandanten Leutnant Polt das 
beste Zeugnis geben. Die Mannschaftsbaracken, je 
60 Mann fassend und die wohnlich eingerichteten Offi 
ziersdeckungen liegen uneingesehen hinter Felsen. In 
allen Baracken herrscht musterhafte Kasernenordnung. 
Das Zentrum der Stellung nimmt die Maschinen- 
gewehräbteilung ein. Kommandant Oberleutnant 
Korger. Eine Felspartie deckt eine Baracke für 
20 Mann, die Deckung der Telephonpatrouille und die 
Ofsiziersunterkunft. In einer eigenen Deckung ist das 
Maschinengewehr eingebaut. Ein Schubfenster eröffnet 
den Blick auf den Abstieg vom Potoöesattel, den das 
Maschinengewehr beherrscht. Neben dieser Deckung steht 
in überhöhter Stellung ein Mineuwerfer, der gleich 
falls gegen den Potoee gerichtet ist. Ein zweites Ma 
schinengewehr, in dessen Deckung ein Mineuwerfer 
eingebaut ist, steht am linken Flügel, gegen die Ein 
sattelung, von der ein italienischer Patrouillenweg 
herabführt, gerichtet. Die Stellung, deren Ausbau in 
den bewährten Händen des Kompagniekommandanten 
Hauptmann Burg st aller liegt, schließt ein starkes, 
gegen den Potoee zu in gebrochenen Linien führendes 
Drahtverhau ab. Bor dem Verhau liegen der ganzen 
Front entlang Tretminen. Hinter dem Drahtverhau 
liegen tiefe Gräben, die beständig offen gehalten wer 
den und deren Zweck es ist, falls das Drahtverhau 
überschneit fein sollte, dennoch Skipatouillen zu Falle 
zu bringen. Abzweigungen des Drahthindernisses 
führen zur Felswand des Belki Lerne 2 und sperren 
durch senkrechte Wände den Raum zwischen dem 1. und 
2. Zug. Ein hohes, mittelst R-Stäben verankertes 
Drahtnetz führt vom Drahtverhau quer über das 
Steinfeld bis zur Wand der Nebenkuppe und sperrt so 
den feindlichen Skipatrouillen den Weg. Innerhalb 
des Drahtverhaues stehen vier ständige Beobachtungs- 
Posten, die den Potoee, die Brata und besonders auch 
die Nebenkuppe beobachten, von der ein Kamin bis zur 
Schutthalde führt, welcher schon mehrmals italienischen 
Patrouillen zum Abstiege diente. Ein Ruf des Po 
stens und über das Vorfeld fluten die grünlichen Wel 
len der Leuchtraketen und erhellen die Nacht, jeden 
Angriff verratend. So ausgebaut ist die Stellung ein 
machtgebietendes Vorwerk der Hochburg, die sich das 
Landwehrinfanterieregiment 27 auf dem Belki Leme2 
erbaut hat. 
Reserven im Tal. 
Vom Regimentskommando aus erblickt nran tief 
unten im Lepenjatal, von Wäldern umstanden, ein 
ausgedehntes Barackenlager. Hier hat ein Teil der 
Reserve neben einer Kompagnie des Marschbataillons, 
das zu Trägerdienften herangezogen wurde, ihre Unter- 
kunft. Vier große Blockhäuser beherbergen die Mann 
schaft. Für die Offiziere wurden kleinere Deckungen 
gebaut. Ein Sanitätshilfsplatz ist eben im Bau, ein 
großes Bad und eine Isolierbaracke geplant. Die Re 
servestellung ist gegenwärtig bezogen von der Mann 
schaft der 1. Feldkompagnie, Kommandant Hauptmann 
Frühwirth. Die Mannschaft ist eifrig bemüht, den 
Platz nach Möglichkeit zu verschönern. Breite Straßen, 
die das Lager mit der Brigade, mit der Talstraße und 
mit dem Weg zum Regimentskommando verbinden 
sollen, werden ungelegt, große Plätze vom Trümmer 
gestein gereinigt und mit eingepflanzten Fichtenbäum- 
chen geschmückt. Die Ansiedlung soll einen „R ohr 
platz" und einen „Kaiser Franz Josefs- 
Platz" erhalten. Auf letzterem soll ein gewaltiger 
Steinblock zum Denkmal ausgestaltet werden. 
Neben der Reserve bewohnt, wie schon erwähnt, die 
1. Kompagnie des XV. Marschbataillons, Komman 
dant Oberleutnant Nitschmann, die Ansiedluug. Die 
2. Marschkompagnie, Kommandant Hauptmann Mates, 
hat ihr Lager etwas weiter flußabwärts. Hinter einer 
steilen Schutthalde, hart am Bache, steigt Terrasse an 
Terrasse empor und jede trägt eine der großen, fest 
gebauten Baracken. Das Lager der 3. Marschkompagnie, 
Kommandant Oberleutnant Seidl, befindet sich nahe 
der Brücke am Wege, der zum Regimentskommando 
führt. Da der gesamte Verkehr künftig über das Re 
gimentskommando führen wird, hat hier auch der 
Kommandant des Marschbataillons Hauptmann Aspöck, 
der den Trägerdienst zu regeln hat, seinen Sitz. 
Unsere Wanderung führt uns aus dem Lepenjatal 
nach Soea und von hier aus in das ruhige, hochge 
legene VerZniktal. Noch vor Wochen führte in 
dieses Tal ein schmaler ungepflegter Fußweg, heute ist 
eine breite, festgebaute Kunststraße angelegt, -an der 
gefangene Russen arbeiten. Buntbewegtes Leben 
herrscht auf der Straße. Schwerfällige Büffel fördern 
dicke Baumstämme, Reiter sprengen vorbei, Bosniaken 
tragen Lasten und Trupps gefangener Russen ziehen 
vorüber. Im Tale klingen Hammerschläge, kreischen 
Sägen, wachsen Gerüste und weiße Baracken vom
	        
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