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fährdesten unserer Stellung, da der Feind von der
Vrata unschwer auf die Rückfallskuppe und von hier
ohne natürliches Hindernis gu den Stellungen nieder
steigen kann. Ein besonders starker Ausbau der Stel-
lung war also notwendig.
Der Kommandant des Abschnittes, Oberleutnant
Arnreiter, hat den Abschnitt in drei Reviere geteilt.
Von seiner Hütte aus gelangt man steil aufsteigend
zu einem Laufgraben, der durch ein Latschenfeld zum
Revier 3 führt. Dieses lehnt sich mit den: linken
Flügel an den Adlerhorst an und hält mit den auf
demselben aufgestellten Posten Verbindung. Die Dek-
kungen des Revieres find aus Sandsäcken hoch aufge
baut und derart angelegt, daß die einzelnen Abschnitte
einander flankieren. Ein Drahtverhau aus fpanischen
Reitern sichert den Abschnitt. Im Latschenfelde davor
liegen Fallschlingen.
Der Laufgraben führt hinter den Deckungen des
Reviers entlang zum Revier 2. Dieses beginnt jenseits
des Lawinengrabens mit einem großen Rondell, das
nach drei Seiten Ausschuß gewährt. An dieses schließen
sich kleinere Deckungen an. Wieder den Graben be
nützend, der an vielen Stellen eingedeckt ist, erreichen
wir das Revier 1, den höchstgelegenen Teil der Stel
lung. Die Felsmauern, welche die Deckungen dieses
Reviers tragen, steigen senkrecht aus einem Schnee-
felde empor. Wieder springt ein mächtiges Rondell
hervor und ermöglicht eine Flankierung nach beiden
Seiten. Vom Schneefelde führt eine tiefe Schlucht
zwischen der Kanonenhöhe und den Stellungen des
Reviers 1 durch. Hier könnte dem Feind ein Durch
bruch gelingen, daher liegt auf jeder Seite der
Schlucht ein Blockhaus, dessen Schießscharten die Be
streichung der Schlucht ermöglichen.
Knapp vor den Kampfdeckungen läuft der ganzen
Front entlang ein Verhau von spanischen Reitern.
Etwa 50 Schritte davor wurde ein hohes, dreireihiges
Drahtverhau angelegt. Tretminen sichern das Vor
terrain. Hinter jedem Revier liegt gedeckt ein großes
Blockhaus für die Mannschaft und eine kleine Deckung
für die Zugskommandanten. Hinter der Felswand,
welche die Hütte des Kompagniekommandanten deckt,
bergen sich auch zwei große Reservebaracken und ein
Berpflegsdepot. Tiefer unten liegt am Westabhang der
Kanonenhöhe die Küche und der Kompagniehilfsplatz.
Der Winter mit seinen Lawinenstürzen zwang
dazu, den größten Teil dieser Stellung aufzugeben.
Nur das Revier 1, das sich an die Kanonenhöhe an
lehnt, wird gehalten und dort Flankierungsanlagen
ausgebaut, so daß durch diesen Stützpunkt und die
flankierenden Basteien, dem Feinde auch im Winter
der Weg gesperrt ist.
Vom Adlerhorst zum Velki LemeL.
Am rechten Flügel der 5. Kompagnie sperrt die am
weitesten vorgeschobene Bastei unserer Stellung, der
A d l e r h o r st, den Talgrund ab. Von ihm aus über
blickt man tief unten die Stellungen der 5. Kompagnie.
Das Terrain bietet ein eigenartiges Bild. Man glanbt
ein wogendes Meer zu sehen, dessen Wellen in Schaum
kronen aufschlagen, fühlt sich selber von der mächtig
sten Welle emporgehoben und gegen die Felswand
der Vrata geworfen — und in diesem Augenblicke
erstarrt das Meer zu Stein. Die Wogentürme werden
zu Felsblöcken, die abfließenden Täler zu Schutt- und
Schneegerinnsel und die Woge, die uns trägt, wird
zur steilen Klippe, die sich mit einen: Gewirr durch-
einand gewürfelter Felsen an die Vrata anlehnt. Ein
wildzerrissener Fels, -einer Ruine ähnlich, springt über
den Rand der Kuppe empor, dahinter steigt die Steil
wand der Vrata auf, der ein breiter Rücken vorge
lagert ist. Von ihm aus könnten feindliche Patrouillen
auf den Adlerhorst gelangen und von dort unsere
ganze:: Stellungen mit Feuer überschütten. Daher die
starke Befestigung des Adlerhorstes, der nicht nur ein
notwendiger Sicherungsposten, sondern auch eine wirk
same flankierende Anlage ist, welche sowohl nach der
6. Kompagnie als auch nach der Tiefenstellung der
5. Kompagnie, und dem Potoeesattel auswirken kann.
Die Befestigungsanlagen säumen die Kuppe derart,
daß die Schießscharten der Deckungen nach rechts und
links talwärts gerichtet sind. Um die Deckungen läuft
ein Drahtverhau, durch das ein Weg zu einer weit
vorgeschobenen Feldwache führt. Die Feldwache birgt
sich hinter einem Felsblock und ist gegen einen Über
fall auch im Rücken durch Drahtverhaue geschützt.
Hinter dieser flankierenden Stellung ist noch eine
zweite, als Winterstellung gedachte Kampflinie aus
gebaut. Sie überquert die Kuppe, zwei Felsblöcke als
Stützpunkte benützend. Die Sommerstellung ist Winters
über nur durch 3 Posten besetzt.
Die Kuppe wird besetzt durch eine Offiziersfeld
wache, welche alle 24 Stunden abgelöst wird. Sie be
steht aus dem Kon:mandauten, einem Schwarm, einer
Telephonpatrouille und zwei Blesfierlenträgern. Die
Deckung für diese Besatzung liegt 20 Schritt hinter der
Feuerlinie, durch Felsen gegen Sicht geschützt. Eine
große Holzbaracke gibt Raum für 20 Mann, daneben
liegt die Hütte der Telephonpatrouille. Die Hütten,
die vom Vrsie her eingesehen sind, umschließt rechts
und vorne eine Mauer, die rechts eine Stärke von
3 Meter hat, also gegen die kleinen Gebirgsgeschütze
absolute Sicherheit bietet.
Am Fuße des Adlerhorstes beginnen die Stellungen
des 1. Zuges, der mit seinem linken Flügel den
zweiten Zug flankiert. Wuchtig aufstrebende Fels
blöcke, als hätten sie Cyklopenhände von den Wänden
der Vrata geschleudert, liegen rmrher, zwischen ihnen