Volltext: Produktionszwang und Produktionsförderung in der Landwirtschaft [Heft 5]

32 
zu beeinflussen. Denn, wie vielfach (so z. B. von Thieß in seiner j 
Untersuchung über die Höchftpreispolitik, Heft 1 dieser Beiträge, 
S. 21) ausgeführt worden ist, wirkt der Preis selbst 
tätig auf die Produktion zurück und zwar in einem 
doppelten Sinne. Es werden einmal nach Möglichkeit solche Er- 
zeugniffe hergestellt, die den verhältnismäßig höchsten Preis bringen, 
es wird andererseits vermieden, solche Produktionsmittel zu be 
schaffen, deren Preis zu hoch ist. Nach der Berechnung von Beck 
mann (in seiner angeführten Abhandlung S. 622) können wir jetzt 
bei den landwirtschaftlichen Gütern vier Gruppen mit verschiedenem 
Preisstande unterscheiden: 
a) Brotaetreide mit 50 bis 60 % Steigerung 1916 gegen 
1912/14; 
b) Rohstoffe für Viehhaltung, Futtergetreide und Futtermittel 
mit 400% Steigerung; 
c) Rohstoffe der Viehhaltung (Jungvieh) mit 500 bis 1000 % 
Steigerung; 
d) Endprodukte der Viehhaltung (Milch, Käse, Butter, Fett 
vieh) mit ungefähr 50 bis 100 % Steigerung. 
Durch diese Verschiedenheit des Preisstandes erklären sich manche 
recht unangenehmen Erscheinungen. Was nützt dem Landwirt ein - 
verhältnismäßig hoher Kartoffelpreis, wenn er an Stelle der Kar- i 
löffeln, die er nicht verfüttern darf, Futtermittel zu sehr viel höheren / 
Preisen kaufen muß? Wie soll er Lust haben, Milch und Käse zn 
gewinnen, wenn die Preise für diese Enderzeugnisse nicht entfernt i 
in dem Maße gestiegen sind wie die der dafür erforderlichen Roh- - 
flösse ? Der Mangel an Futtermitteln, die wir früher in gewaltigen j 
Mengen aus dem Auslande einführten, ist überhaupt der Angel- j 
Punkt des ganzen Ernährungsproblems des Krieges; man hat leider 
zuerst nur Preispolitik im Sinne des freilich sehr notwendigen 
Verbraucherschutzes für die pflanzlichen Nahrungsmittel getrieben 
und die Preise der Futtermittel (auch der im freien Handel befind 
lichen Düngemittel) ungehindert in die Höhe gehen lassen. Damit 
wurde der tierischen Fettproduktion, die nach dem Verbot der Ver- 
fütterung von Brotgetreide und der ausschließlichen Bereitstellung 
der Kartoffeln für unmittelbare menschliche Ernährung mehr und 
mehr auf Kauffutter angewiesen war, der Boden abgegraben. Die ! 
Viehhaltung hat, wie Beckmann richtig bemerkt, jetzt vielfach einen 
anderen Sinn angenommen; sie arbeitet nicht mehr verkehrs- 
wirtschastlich für den Markt, sondern hauswirtschaftlich für de» ! 
Fa m ilieubedarf.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.