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zu beeinflussen. Denn, wie vielfach (so z. B. von Thieß in seiner j
Untersuchung über die Höchftpreispolitik, Heft 1 dieser Beiträge,
S. 21) ausgeführt worden ist, wirkt der Preis selbst
tätig auf die Produktion zurück und zwar in einem
doppelten Sinne. Es werden einmal nach Möglichkeit solche Er-
zeugniffe hergestellt, die den verhältnismäßig höchsten Preis bringen,
es wird andererseits vermieden, solche Produktionsmittel zu be
schaffen, deren Preis zu hoch ist. Nach der Berechnung von Beck
mann (in seiner angeführten Abhandlung S. 622) können wir jetzt
bei den landwirtschaftlichen Gütern vier Gruppen mit verschiedenem
Preisstande unterscheiden:
a) Brotaetreide mit 50 bis 60 % Steigerung 1916 gegen
1912/14;
b) Rohstoffe für Viehhaltung, Futtergetreide und Futtermittel
mit 400% Steigerung;
c) Rohstoffe der Viehhaltung (Jungvieh) mit 500 bis 1000 %
Steigerung;
d) Endprodukte der Viehhaltung (Milch, Käse, Butter, Fett
vieh) mit ungefähr 50 bis 100 % Steigerung.
Durch diese Verschiedenheit des Preisstandes erklären sich manche
recht unangenehmen Erscheinungen. Was nützt dem Landwirt ein -
verhältnismäßig hoher Kartoffelpreis, wenn er an Stelle der Kar- i
löffeln, die er nicht verfüttern darf, Futtermittel zu sehr viel höheren /
Preisen kaufen muß? Wie soll er Lust haben, Milch und Käse zn
gewinnen, wenn die Preise für diese Enderzeugnisse nicht entfernt i
in dem Maße gestiegen sind wie die der dafür erforderlichen Roh- -
flösse ? Der Mangel an Futtermitteln, die wir früher in gewaltigen j
Mengen aus dem Auslande einführten, ist überhaupt der Angel- j
Punkt des ganzen Ernährungsproblems des Krieges; man hat leider
zuerst nur Preispolitik im Sinne des freilich sehr notwendigen
Verbraucherschutzes für die pflanzlichen Nahrungsmittel getrieben
und die Preise der Futtermittel (auch der im freien Handel befind
lichen Düngemittel) ungehindert in die Höhe gehen lassen. Damit
wurde der tierischen Fettproduktion, die nach dem Verbot der Ver-
fütterung von Brotgetreide und der ausschließlichen Bereitstellung
der Kartoffeln für unmittelbare menschliche Ernährung mehr und
mehr auf Kauffutter angewiesen war, der Boden abgegraben. Die !
Viehhaltung hat, wie Beckmann richtig bemerkt, jetzt vielfach einen
anderen Sinn angenommen; sie arbeitet nicht mehr verkehrs-
wirtschastlich für den Markt, sondern hauswirtschaftlich für de» !
Fa m ilieubedarf.