Volltext: Produktionszwang und Produktionsförderung in der Landwirtschaft [Heft 5]

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Ehe wir auf die Besprechung dieser Förderungsformeu eingehe», 
muß zunächst noch, im Anschluß an unsere vorangegangenen Be 
trachtungen, kurz die Frage einer zwangs mäßigen Förde 
rung erörtert werden. Dies will heißen, daß zwar im allgemeinen 
von jedem Zwange abgesehen wird, der den Wirtschaftsplan betrifft, 
daß aber zur Förderung des von dem Betriebsinhaber selbst auf 
gestellten Betriebsplanes der Landwirt gezwungen wird, gewisse, von 
Wissenschaft und Praxis einwandfrei und unwidersprochen als 
wünschenswert anerkannte Betriebsmaßnahmen durchzuführen. Also 
ein Vorgehen gegen Schlendrian oder Unwissen 
heit, deren Folgen im Frieden nur von dem Betriebsinhaber, jetzt 
aber von der Allgemeinheit getragen werden. So ist von praktischen 
Landwirten vorgeschlagen worden: zwangsweise Kalk-, Mergel- und 
Kalidüngung, zwangsweise Körung der Getreide- und Kartoffelfelder 
zwecks Durchführung der jahrelang erprobten pflanzenzüchterischen 
Grundsätze, Zwang zur Erhaltung des Stickstoffdüngers der Jauche 
durch Anlage von Jauchegruben, Tiefställen, Torfeinstreu oder- 
anderen Einrichtungen (Boeker-Stollhamm in den „Mitteilungen der 
Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft" vom 1. Juli 1916); Verbot 
des Anbaues ertragärmerer Kartoffelforten, wie vieler feiner Speise 
kartoffeln, von denen man auf gutem Boden nur 15 bis 26 Doppel- 
zentner vom Morgen erntete, gegen 50 bis 75 von anderen Sorten 
(Dix-Hadmersleben, ebendaselbst, 19. August 1916). Im einzelnen 
Falle kann eine solche zwangsmäßige Förderung gewiß vortrefflich 
wirken; es sind doch aber noch soviel Nebenumstände dabei voraus 
zusetzen (z. B. die Sicherheit der Lieferung des Saatguts oder des 
Düngers), daß man unter Umständen von dem Landwirt eine nn- 
nrögliche Leistung verlangen würde. Jedenfalls sind andere Wege 
der Förderung gefahrloser. 
1. Allgemeine F ö r d e r u n g s m a ß n a h m e n. 
Es handelt.sich hier um die s i n n g e m ä ß e Ausdehnun g 
der Friedenspolitik der Landwirtschafts- 
sörderung aufden Krieg, wobei als unterscheidend eigent 
lich nur die Notwendigkeit der Aufwendung erhöhter Mittel und 
Anstrengungen angesichts der außerordentlichen Schwierigkeiten der 
Kriegslandwirtschaft anzusehen sein wird. Als Beispiel sei erwähnt, 
was Professor Remy (Ein Ausblick auf die Lage des rheinischen Kar 
toffelbaues und die Mittel zu seiner Hebung, Bonn 1916) bezüglich 
der Kartoffelgewinnnng ausführt. Er stellt fest, daß die Kartoffel- 
erträge stärker durch das Saatgut als durch die Sorte beeinflußt 
werden. Insbesondere bedarf die tnt Rheinland überwiegend an-
	        
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