Volltext: Im Felde unbesiegt

Deutsche Infanterie 
stapeln sind. Das sinftere Gefühl wächst, schießt, sinkt und wogt rast¬ 
los, und darüber schwebt wie dünnes Gewebe ein trüber Dunst von 
Lrdstaub, gelblichen Gasen, zerschlagenem Kalkstein und bläulichem 
Sprengungsqualm. All diese schwerfälligen Rauchgespenster brüllen 
und heulen zu uns empor. Die ganze verhüllte Landschaft ist von 
dem Geräusch einer dröhnenden Maschinenhalle und einer tobenden 
Volksmenge erfüllt. 
Dann verschwindet die jähe Offenbarung hinter dem Laub wie 
fortgelöscht, und der wütende Lärm wird um einen Schatten weniger 
laut. Wir beginnen den Abstieg in das Tal hinab. . . Und allmählich 
nehmen all die großgewordenen Augen der Soldaten meiner Kom¬ 
pagnie eine starrblickende Richtung ein, vereinigen sich auf einen 
Mann, der auf einem pferde hoch über allen vor uns sichtbar ist, 
hängen sich an ihn und betrachten ihn mit gieriger Lindringlichkeit, 
als wollten sie ihm durch die Uniform in das Herz blicken. Ls ist, 
als fühlte der Reiter körperlich den packenden, enthüllenden Blick 
hinter ihm, denn er dreht sich auf seinem Gaul um. Die ganze 
Kompagnie sieht ihrem Führer voll ins Gesicht. Sie sehen in ein 
Antlitz, das lächelnd und doch ernst ist, in ein Antlitz, das noch jung 
und doch fest und hart ist. Die dunklen Augen des Leutnants halten 
den Blick seiner Soldaten ruhig aus und geben ihn voll und stark 
zurück. 
wer bist Du, daß Du uns führst? begehren die Blicke seiner 
Soldaten. 
Wer seid ihr, daß ich mich auf euch verlassen kann? fragt der 
Blick des Führers. 
Stumm ringt Blick mit Blick. Mensch sucht den Menschen. Dann 
dreht sich der Leutnant wieder zurück auf seinem Gaul. Als er fein 
Pferd wendet und aus der Kolonne heraus neben feiner Kompagnie 
reitet, ist er beruhigter. 
„Sine schöne Schweinerei da vorn, — was!" sagt er prüfend 
und mustert die Gesichter. 
„Grad genug für ne Armeeabteilung, Herr Leutnant," ant¬ 
wortet einer vom Fleck und von der Leber weg. 
„Stimmt. Was meint ihr: schaffen werden wirs doch. Oder — ?" 
„Wenn wir genug sind, — natürlich. Wir haben's doch immer 
geschafft," sagt ein anderer. 
3n diesem Augenblick schwillt die Luft wie eine woge unter dem 
wuchtigen Fall eines Felsblocks, — so nah birst und zerklirrt die 
erste, schwere Flachbahngranate. 
Der Leutnant beherrscht sich und sieht sich nicht mal um nach 
der Einschlagstelle. Die Soldaten wissen das richtig zu bewerten, und 
das vertrauen steigt. Als das hohle Heulen der Sprengstücke vor¬ 
beigeschwirrt ist, sagt der Leutnant: „Wenn die immer so schießen, 
kann man hundert ^ahre alt werden und kerngesund bleiben. Nur 
"die Ohren steif halten!" — Der Leutnant hebt seine Stimme für d!<?
	        
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