Volltext: Im Felde unbesiegt

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Schauwecker 
der Spaten den zähen Erdbrei vom Blatt, und trotzdem fällt die 
spätste schwer zurück in das Lrdloch. . . . 
von fernem Hügelhang kommt eine lange Reihe von Soldaten. 
Schwere Stämme lasten von Schulter zu Schulter. Langsam kommt 
die Reihe heran, feierlich, in gemessenen Schritten, als würden die 
Baumletchen zu Grabe getragen. Längslang neben dem Schützen¬ 
graben marschieren die Baumträger auf und kippen die runden 
Säulen nach Zählen von den schmerzenden Schultern. Wie eine lange 
Reihe frisch aufgeworfener Gräber für Bäume sieht die Stellung 
aus. Die triefnassen Soldaten gehen in regellosen Gruppen mit 
finsteren Gesichtern zu der Höhe, von der dumpfe Axtschläge den Tod 
eines ganzen Gehölzes verkünden. 
Dies ist keine Arbeit für Infanteristen, dies ist Arbeit für Sonder¬ 
truppen, und es macht unwirrfch und mißwillig. Aber der Infanterist 
ist so ganz nebenbei alles: Telefonist und Blinker, Artillerist und 
Minenwerfer, Maschinengewehrschütze und Feuerwerker. <£r hat 
sein Morsealphabet im Hirn und weiß, wie eine Gasflasche behandelt 
sein will, er kennt die französische Handgranate und zur 2tot, in die 
er oft kommen kann, vermag er ein englisches Maschinengewehr zu 
bedienen. <£r muß alles fein, sonst ist er im Kampf ein Nichts, das 
einfach über den Haufen gerannt wird. Und wenn er so vielseitig 
ist, warum soll er nicht auch Erdarbeiter und Bergmann sein? St¬ 
ift ja auch Totengräber! 
... Der Morgen dämmert bleich über fahlen Hügeln und 
tastet nach einem Nebelrauch, der schwer auf der Gegend liegt. Die 
springenden tichtwellen der Abschüsse und Sprengungen verblassen, 
aber das furchtbare Hämmern und poltern der Geschütze hört nicht 
auf. Aus den Schatten der Nacht heben sich Hügel, Gehöfte, Büsche 
und Hecken düster, verworren und undeutlich wie Klippen, Sandbänke 
und Schlickfelder aus verrollender Flut. 
Das Regiment marschiert über eine dünnbewaldete Hügelwelle. 
Durch die leeren Schatten zwischen den Büschen und Baumstämmen 
fliegt der Blick plötzlich in eine unendliche Ferne, als stürze er haltlos 
hinaus ins Magerechte. Und vor diesem einen einzigen Blick ver¬ 
gehen alle Bilder und Gestalten der Erinnerung und fallen kraftlos 
zu Boden wie Schemen und Puppen. 
<£in Ruck fährt durch alle Reihen, und wir erstarren für den 
Bruchteil einer Sekunde. 
Dor uns liegt die Schlacht. . . Mir stehen dicht vor dem dröh¬ 
nenden Tor, das in ihren ungeheuren Raum hineinführt. 
Einen Augenblick zweifeln wir, ob es Nebelrauch ist, was da 
unten über welligem Gelände in schweren Schwaden dahintreibt 
und in dicken Klumpen und Wolkenballen sich aufreckt gleich unge¬ 
heuren Bäumen. Dann sehen wir, daß es Granateinschläge, Brand¬ 
wolken, Gasnebel und vereinzelte Sprengungen von Munitions-
	        
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