Volltext: Der Dom zu Utrecht [4]

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Konstruktion untergeordnet und erfüllt so schon die Funktion des Re- 
naiffaneeornamentes. 
Jede der drei Kapellen an der Südseite des Chores weist ein wichtiges 
Denkmal auf. In erster Linie die Jan van Arkel-Kapelle, in der 1919 ein 
steinernes Bildwerk aufgedeckt wurde, das zu dem ehemaligen Annenaltar 
gehörte. Es war hinter einer Mauer versteckt, muß aber offenbar zur 
Zeit des Bildersturmes beschädigt worden sein, denn die Zerstörung 
der Gesichter kann nicht durch die Cinmauerung erklärt werden/ Bis auf 
diese Entstellung ist das Kunstwerk in bestem Erhaltungszustand, vor allem 
sind die ursprünglichen Farben, das Rot, Blau und Gold in seiner vollen 
Klarheit ans Licht gekommen. Die Darstellung zeigt in der Mitte unter 
einem Baldachin die Gruppe der hl. Anna Selbdritt, die von den Leiligen 
Antonius, Jakob von Compostella,Martin,Katharina,Agnes und — wahr 
scheinlich — MariaMagdalena umgeben wird. Aber dem Baldachin ragt 
Gottvater mit dem Oberkörper aus Wolken hervor. Diese Leiligen, alle 
angetan mit prächtigen bunten Gewändern, mit vergoldetem Linnen und 
Brokat, stehen vor einem hinter den Baldachin gespannten Goldbrokat, 
dessen reiches Granatapselmuster in rot und gold die Kostbarkeit der Aus 
führung dieser Arbeit beweist. Die ganze Darstellung wird von profilierten 
Leisten eingefaßt, von einem blau gemalten und mit Sternen besetzten Netz- 
gewölbe überdacht und von einem Rundbogen abgeschlossen. Der Stil der 
Bildhauerarbeit ist der der sogenannten Niederrheinischen Skulptur, die 
im 15. und 16. Jahrhundert ein ausgedehntes Gebiet beherrscht hat und 
zu deren Einflußsphäre außer Calcar und Tanten, in dem sich die vorzüg 
lichsten Beispiele erhalten haben, auch der Osten unseres Landes gehörte. 
Dieser neue Fund im Atrechter Dom kann durch seine vortreffliche Qualität 
den bekannten holzgeschnitzten Altären von Calcar und Tanten als eben 
bürtige Arbeit gegenübergestellt werden. Der Altar ist von einem Mit 
glied der Familie Pot, wahrscheinlich von dem Magister Antonius Pot, 
gestiftet worden, der 1473 Kanonikus, 1500 Offizial des Domes wurde. 
Er starb — nach seinem Grabstein in derselben Kapelle — am 24. Oktober 
1500. Mit einem der beiden Daten wird man wohl die Ausführung des 
Altares in Zusammenhang bringen können; die archivalische Überlieferung 
gibt uns keine weitere Landhabe.
	        
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